Dienstag, 7. Juli 2015

Bergetappe


Welt 3, Level 4
Donnerstag 14.06: 1. Bergetappe
Die Fahrt gestaltete sich, wenn auch mit einer geplanten Länge von 6,5 Stunden Respekt einflößend, mal wieder entspannt. Wir ließen Oviedo,im wörtlichen Sinne, links liegen -  die Partnerstadt Bochums wird vielleicht ein anderes Mal angesteuert. Aber das erklärte Ziel war ein Tapetenwechsel Richtung Berge. Wir durchfuhren wir bei der Einfahrt in den Nationalpark Picos de Europa beeindruckende Berglandschaften und verschlafene Bergdörfer.
Da Tatjana und Oliver mit Vincent einen Tag vor uns abgereist waren, hatten wir schon eine Empfehlung für den Campingplatz in den Picos: "Camping Naranjo de Bulnes".

Naranjo de Bulnes
Hier landeten wir in den frühen Abendstunden auf einem Platz direkt am Gebirgsfluss.
Wenn dieser Platz auch wirklich schön gelegen war, umrahmt von Felswänden links und rechts, die von Schäfchenwolken umspielt wurden und der Fluss dazu sein rauschendes Lied spielte....

Campside

"... und dann brate ich dir so einen großen Fisch."
Playground
 ... so wenig berauschend fand ich die Begleiterscheinung: Mückenalaaaaarm! Und alter Lachs: die waren mal groß!! Selbst Matze, der diesbezüglich im Reich der Amazonen als Querulant galt, da er sich des Krieges bisher nicht angenommen hatte, konnte nicht umhin zuzugeben, dass hier schon ein ganz gutes Kaliber dieser wenig possierlichen Tiere am Start war.
So wurden die Kinder in Autan getaucht und Mutti ging mal wieder auf Kriegspfad! An diesem ersten Abend sollten einige Mückenseelen von uns gehen...und sie gingen! Eine nach der anderen. Streng dem Gesetz folgenden: „Ohne Leiche – kein Mord“ wurde der Tod einer Mücke nur als Erfolg verbucht, wenn alle beteiligten Jäger (diesmal stieg auch Matze mit ein) die Leiche nachweisen konnten. Je nach Ort des Geschehens, machte sich die Mückejägerin vom Dienst in den darauf folgenden Tagen auch als Tatortreiniger einen Namen und reinigte die Wände, Schränke und Decken nach Ableben der Untiere.
Es wurden folgende Regeln zum Schutz von Kind und Vaterland aufgestellt: Die Türöffnungszeiten werden auf ein absolutes Minimum reduziert, die Fenster werden dauerhaft mit dem Mückenschutzgitter geschlossen gehalten und die Fenster nur von außen geöffnet. (Kurze Nebenbemerkung: die Zahl der zu erlegenden Mücken konnte somit Abend für Abend reduziert werden. Die Mücken, die die Nacht überlebt und gestochen hatten, wurden regelmäßig morgens erledigt.
Am letzten Morgen konnte die im Wagen befindliche Anzahl der Mücken auf Null ausgerottet werden. An alle Tierschützer: Ich bin mir beim Anblick des Flusses im Gegenlicht sicher, dass diese Spezies Monstermücken nicht vom Aussterben bedroht ist!)

Freitag 25.06.: 2.Bergtappe: Cunaba
Matze hatte auf der Seite www.topwalks.net eine angenehme und nicht zu steile oder lange Wanderung für unseren heutigen Tagestripp rausgesucht. Im Prinzip war es eine Wanderung mit wenigen Höhenmetern ab dem Dorf  Cunaba mit Blick über die Schlucht von Hermida. Im Netz wurde der Weg ausführlich beschrieben und der Start am Brunnen in Cunaba gesetzt. Der Weg zum Dorf wurde nicht weiter beschrieben, war er jedoch ein wesentliches Highlight der ganzen Veranstaltung.
Angekommen in Cunaba, tranken wir zuerst ein Sidra zur notwendigen Beruhigung der Nerven. Sidra ist ein Apfelwein und Spezialität der Region, der wenig süß und ziemlich vergoren schmeckt. 


 In der Sonne warteten wir auf das Erwachen der Kleinwüchsigen, die gut daran getan hatten, die Augen zu schließen...der Weg ins Dorf gestaltete sich abenteuerlich. 


 Vorsorglich hatten Matze und ich bereits auf dem weniger dramatischen Streckenabschnitt die Plätze getauscht und nun saß Madame hinterm Steuer. Gut so! Die Serpentinen schossen in 180 Grad Kehren den Berg bei einer äußerst beeindruckenden Steigung hinauf. Rechts von der Straße pfiff der Wind über die Felskante. 

Teststrecke

Matze, der bekanntlich in großer Höhe ängstlich reagiert, stockte regelmäßig das Herz - die Hände waren schweißnass - das Gesicht war leichenblass. 

Lusche
 Jede angesteuerte Kurve wurde mit dem äußerst nachdrücklichen Hinweis begleitet, ich solle bitte nicht schneller als 30 kmh fahren, gefolgt vom Verdecken der Augen und ein senken des Hauptes. Man darf sagen, Matze stand kurz vor einer Panikattacke und üfhlte sich gelähmt. Zugegeben: Der Weg war wirklich seeehr steil und auch die Fahrerin war froh, als das Örtchen in Sicht kam.
Nun gut! Nach der Stärkung durch Sidra startete der Weg durch Kuhwiesen, vorbei an kleinen Gemüsegärten und streunenden Wachhunden hinab ins Tal. 



Wir waren beeindruckt von steil aufragenden Felswände die links und rechts und der lieblichen Landschaft um uns herum. Zum Ort zurückkehrt, streunerten wir noch ein wenig zwischen den Steinhäuschen umher und stiefelten danach wieder gen Auto und Heimat.

Den Abend verbrachten wir dann mit dem „ Menue de dia“ im Campingplatzrestaurant und schaufelten die 3 Gänge genüsslich in unsere Mägen. Gute Nacht!

Samstag: 26.06. Seaside!
Der Lago Enol und der Lago Ercina sind zwei Bergseen in den Picos, die man durch
eine 12km lange, steile und enge Straße erreicht – hieß es im Reiseführer. Vom gestrigen Erlebnis angestachelt, stellte sich Matze der Angst und fuhr bis nach oben. Es war jedoch auch in keiner Wise vergleichbar mit der am Vortag absolvierten Strecke. Auf der Hochebene angekommen starteten wir die vorher recherchierte kleine Wanderung vom See Ercina zum See Enol, mit 2,5 Stunden und 8km angegeben.

Das Wetter war traumhaft. Wenn es im Tal noch richtig heiß war, boten uns die knapp 1300 Höhenmeter ein super Klima mit 24 Grad und strahlendem Sonnenschein. 

Auf der Hochebene der Seen weideten unzählige Glocken-läutende Kühe, Kälbchen und in den felsigen Steilwänden die Ziegen. 



Im Hintergrund betteten sich die Picos de Europa mit ihren Schnee bedeckten Wipfeln ins malerische Bild ein. Die Ruhe dort oben war wundervoll und wir genossen im Anblick des Sees Ecrina das erste kleine Snackpäuschen.

Lagos Enol
schmeckt
 Von dort aus starteten wir dann die Wanderung. Da der Weg recht eben verlief, lief Franka selbst, angetrieben von der ständigen Ansicht weiterer Kühe mit ihren Kälbchen. 




Ein hervorragender Motivator. So krabbelte sie über Stock, Stein, hüpfte zwischen dem weidenden Großvieh umher und quatschte fröhlich vor sich hin. 


Jetzt muss (oder muss auch nicht) man vielleicht etwas wissen: Haben wir gestern noch über Panikattacken von Matze gesprochen, wird eine Erwähnung einer der größten Ängste von mir notwendig: ich habe Angst vor Kühen. Ich finde die Tiere durchaus hübsch, gerade die Kälbchen sehr niedlich, aber sobald eine Kuh frei umherläuft und sich schlimmstenfalls noch bewegt, ist es aus. Ich gerate in Panik und möchte fliehen! Diese Panik ist selbstredend nicht ohne Grund entstanden und die meisten der Mitlesenden werden die Geschichte aus der die Panik resultiert kennen, falls aber nicht, soll sie hier nicht unerwähnt bleiben:
Es begab sich zu einer Zeit, da hatten Matze und ich in einem Norwegen Urlaub eine Mountainbike-Tour in Lillehammer absolviert und durchfuhren nun den flacheren Teil der Strecke, als wir auf eine Kuhherde stießen. Ein anderes vor uns befindliches Paar mit Fahrrädern hatte bereits angehalten, weil die Herde keinerlei Anstalten machte sich zu bewegen...also hielten wir auch kurz an und checkten die Optionen. Es gab keine! Wir mussten irgendwie an der Herde vorbei. Als dann die beiden Vorausfahrenden in die Pedale traten und sich ihren Weg durch die Herde bahnten, sprangen wir kurzerhand auch auf und trampelten los! Welch fahrlässiger Fehler! Ein Teil der Herde geriet in Panik und lief parallel zu uns die Straße hinunter. Erstaunt über die schnelle Zunahme an Geschwindigkeit und den dabei äußerst ausladenden Bewegungen der Kühe, trampelte ich bereits in beginnender Panik schneller, wich dabei noch den Bäuchen und fliegenden Beinen der Kühe aus, bis sich der in vorderster Reihe laufende Ochse der Herde umdrehte, sich quer auf die Straße stellte und mich direkt anstarrte. Ich absolvierte die Vollbremsung meines Lebens, schmiss das Rad auf die Straße und versteckte mich hinter einem Baum. Matze, der das Schauspiel hinter mir beobachtet hatte, hielt heldenhaft an, rettete das Rad und wir warteten am Wegesrand und ich hinterm Baum auf das Verschwinden der Herde. 

schlechtes Versteck
Wie ihr also seht, ist meine Panik absolut nachvollziehbar, verständlich und vernünftig. So gestalteten wir den Weg um die Seen auch minimal anders als angegeben, da auf einem Streckenabschnitt ein Ochsen beachtlichen Ausmaßes stand und ich mich schlicht weigerte, diesen Weg zu beschreiten. Mutig den alternativen Streckenabschnitt vorwandernd, drehte ich auch hier spontan um, gab vor auf Matze und Franka zu warten, war aber tatsächlich nur vor der meinen Weg kreuzenden Kuh auf der Flucht, die ich aus dem Augenwinkel zum Glück rechtzeitig gesehen hatte. Des einen Freud, des anderen Leid!

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, gelang uns aber eine wundervolle Tour, die Franka beachtlicher Weise bis auf 15 Minuten auf Papas Schultern, komplett selbst absolvierte und wir beendeten die Runde am See Enol mit Picknick und Sonnenbad. 



Apfel - Stamm

"Die haut ab!!!"
"Papa halt dich ruhig fest bei mir."
Sonntag, 27.06. Unaufgeregt:
Wir besuchten Covadonga, die Pilgerstätte des Jakobswegs in den Picos de Europa. Hier steht eine in eine Grotte gebaute kleine Kapelle mit der „Virgen de Covadonga“ und es findet sich die Kathedrale und das Kloster Covadongas. 

„Virgen de Covadonga“

Bei dem gerade stattfindenden Gottesdienst lauschten wir ein wenig dem Chor und sahen uns natürlich auch die Grotte an. Danach steuerten wir Conga de Onis an, das ursprüngliche „Hauptstädtchen“ der Picos, aßen Eis, bespielten den Parque Infantil und genossen einen ruhigen Nachmittag. 

Da es von dem Tag nicht allzu viel zu berichten gibt, hier ein paar Neuerungen aus der Welt der mitreisenden Kinder
Wenn Franka am Anfang noch ihre Freunde ein wenig vermisst hatte, hat sie nun schlicht beschlossen, dass die Freunde doch einfach mitreisen könnten. So begleiten uns auf unserer Reise eine Schar imaginärer Freunde, angefangen von Herrn Nielson, dem Affen, dem kleinen Onkel und Annika und Thomas, über Mara, Matilda und Semih. Die Mitreisenden werden nun dauerhaft auf Frankas Schultern getragen, mit Essen und Getränken versorgt und nicht selten kommt der Hinweis im Auto, dass der eine oder andere Freund noch gar nicht angeschnallt sei.
Nebenbei erfahren wir so schöne Dinge wie: „Ich mag Orlina.....und Würstchen!“ oder „Papa soll nicht singen, da kann ich nicht einschlafen!“  gefolgt von dem fast allabendlichem Hinweis kurz vor dem Einschlafen: „Mama ich muss Dir noch was versprechen....wenn ich ein neues Fahrrad habe, dann darf der Papa da aber nicht noch mal drüber fahren, sonst bin ich sauer“ (Matze war in Lissabon über Frankas äußerst ungünstig abgelegtes Laufrad gefahren).


Die beiden Schwestern wachsen immer mehr zusammen. Es ist wirklich köstlich zu sehen, wie Orlina langsam zum eigenen Charakter reift und was dies für das Spielen zwischen den beiden bedeutet. Jedesmal wenn Franka auf dem Tablet etwas spielt und Orlina „auch will“, entfacht das Diskussionen zwischen den beiden: „Orlina das darfst du nicht, das ist jetzt mein Spiel“. Ein riesen Spass haben die beiden im Meer und in den diversen Pools. Hier spritzt Franka Orlina regelmäßig nass und die Kurze quietscht vor Freude. Falls Orlina weint, kümmert sich Franka rührend mit den Worten „Orlina, ich bin doch da, alles wird gut“ und zärtlichem Streicheln und Küssen der Kleinen.
Einfach herrlich!

Montag, 28.06. Augenstrand:
Nach soviel Bergen vermissten wir ein wenig das Meerwasser und steuerten daher den Küstenort Llanes an. Dieses beschauliche Örtchen bot uns neben dem Erwerb eines Rasierapperats zwecks Stutzen des Vollbart, auch den Paseo de San Pedro. 



Dieser Wiesenweg entlang der Steilwände zum Meer war nicht nur schön zu gehen, sondern bot uns mal wieder felsige Ausblicke und schäumende Brandungen. 

Llanes beach

"Mama weißt du...!"
Wir streiften den Paseo auf und ab und entschieden uns, im Anschluss einen ganz besonderen Strand aufzusuchen. Die Playa de Gulpiyuri ist ein Binnenstrand, der etwa 100 Meter vom Meer entfernt, mitten in einer Wiese liegt und durch unterirdische Tunnel durch die Gezeiten mit Meerwasser und vor allem Ebbe und Flut versorgt wird- auch Strandauge genannt. 


Auf dem Weg dorthin, entdeckten wir noch eine schmale Felsspalte mit Mikrostrand und fuhren dann langsam gen Campingplatz zurück.


Dienstag, 29.06. : Zivilisation und Höhlenkäse
Wir besuchten, nach einer großen Auto-Erkundungstour durch das Gebirge, das Dorf Bulnes. 



Stop and Go
Tresviso
Sortes
In dem kleinen Bergdorf leben nur 42 Einwohner in einer Höhe von 625m im Gebirge. Erst seit 2001verbindet eine 2227 Meter lange, in den Fels gesprengte Standseilbahn das Nest an die Zivilisation. Im Tal angekommen gehts noch etwa 6 km entlang des Rio Cares ins nächste Dorf, nach Arenas de Cabrales. Die Bahn, Funicular genannt, nutzen wir dann auch, um bei 35 Grad dem Aufstieg zu entgehen. 



Stolzer Preis – aber lohnenswert. Die Kiddies waren nach anfänglichem Unbehagen begeistert und auch an vorderster Front vertreten. 


Oben angelangt erwartete uns ein niedliches kleines „Örtchen“ mit kleinen, feinen Häuschen, einem Gebirgsfluss und schön hergerichteten Terrassen, um sich von der Wanderung oder dem Aufstieg mit Bahn zu „erholen“. 

 
Hopfenschorle
Wir steuerten eine dieser Terrassen an, genossen das Plätschern des Bachlaufs und Franka tollte mit den unzähligen Schmetterlingen umher. 



Nach dieser im wörtlichen Sinne tierischen Begegnung fuhren wir wieder den Tunnel hinab und steuerten die Cueva de Cabrales an – ein nass-stinkiges Vergnügen.
Die Cueva de Cabrales sind die Höhlen, in welchen der Mischkäse aus Kuh-, Ziegen- und Schafmilch hergestellte und mit Blauschimmel versetzte Käse zur Reifung kommt.
Sicher wisst ihr, wie „gern“ Matze und ich Blauschimmel essen, aber eine so einzigartige und regionale begrenzte Spezialität mussten wir natürlich zumindest besichtigen.
Wir ließen die Verkostung allerdings unter Inkaufnahme der überraschten Blicke der Cueva-Führer aus. 


So durften wir allerhand wissenswertes über die Käseproduktion erfahren und auch in eine der Höhlen schauen. Nach so viel Wissensaufnahme kauften wir für die daheimgebliebenen Blauschimmelkäse-Esser (Hola an Oma WauWau und Claudia –ich hoffe ihr wisst unsere olfaktorische Aufopferung zu schätzen) das in Deutschland kaum erhältliche Endprodukt und steuerten dann unseren Campingplatz an, um uns für den anstehenden Kurztrip und unseren nächsten Step Saint-Jean-de-Luz vorzubereiten. 

"Mama, ein Stier!"

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