Samstag, 4. Juli 2015

Gallien so nah

Level 3, Welt 3 Muxia
Sonntag 15.06.:
Am Sonntag putzte ich dann noch den Teil des Wohnwagens, der aufgrund der gestrigen Uhrzeit ausgelassen wurde und wir machten uns auf den Weg an die galicische Küste.
Einer Empfehlung folgenden steuerten wir einen Campingplatz in der Nähe von Muxia, ziemlich nördlich und ziemlich westlich, an. Man sagt allgemein, dass jeder Galicier mit einem Regenschirm geboren wird, aber auch heute heizte uns das Zentralgestirn mächtig ein und auch der gemeine Galicier zweckentfremdete den Regenabweiser als UV-Schutz.
Der Campingplatz Playa de Leis war etwas abseits gelegen und bestach durch einen fast vergessenen Campingcharme. Dieser vornehmlich von portugiesichen Dauercampern genutzte Platz blieb technisch und auch hygienisch weit hinter den bisherigen zurück, war aber in puncto Freundlichkeit und Authentizität unübertroffen. 



Wir ergatterten erneut ein Plätzchen mit Meerblick in eine der Rias (Rias sind die fjordähnlich ins Landesinnere reinreichenden Arme des Meeres) und ließen den Tag am fußläufig zu erreichenden Strand mit Sonnenbad ausklingen.

Montag 16.06.: Käeltischer Einfluss
Mal wieder hieß es – Erkundungstour der Region. Bereits in Santiago hatten wir uns vorgenommen, das südwestlich gelegene Örtchen Carnota mit seinem angeblich längsten Strand Galiciens  aufzusuchen. Also auf ins Auto und losgedüst.


Bei bewölkten 25°C fuhren wir durch kleine Fischerdörfer, vorbei an hügeligen Weideflächen, Wald und Wiesentälern immer mit Blick auf eine atemberaubende Steilküste.


Carnota überzeugte durch den angekündigten Strand, der für ausgiebiges Muschelsammeln durch Franka und Stephie und ein erneutes Schläfchen des Traglings genutzt wurden.



Im Hintergrund stieg das Hinterland deutlich an und die Wolkendecke legte sich sanft über die Gipfel. Nach dem Strandbesuch und einer ziemlich waghalsigen Tour über Schotterpisten ging es nach Finisterre.


Ausbeute




Der Ort Finisterre galt bis zur Entdeckung Amerikas tatsächlich als das Ende der Welt (finis terre) . Er stellt zudem das wahre Ziel der Pilgernden dar. Der KM 0,00 des Jakobsweges befindet sich am Cabo de Finisterre nebst obligatorischem Leuchtturm.

Kornspeicher - hòrreo

Fervenza Rio Èzaro
Hier wurde die bisher so touristenlose Idylle natürlich etwas durchbrochen, aber auch Matze war insofern vom Ort inspiriert, als dass ein KM 0,00 Stein-Magneten für den Kühlschrank in einem der beiden Touristenbuden erstanden wurde.

Finisterre Hafen

ab hier : Laufen!
Trotz des bedeckten Himmels wollten wir uns den Besuch der von Rainer empfohlenen Bucht, Praia do Rostro, nicht entgehen lassen. Und wir taten gut daran. Diese Bucht war tatsächlich ein Traum. Wir waren beinah allein und die Wellen waren wunderschön - die Strömung ordentlich. Matze wurde hibbelig und sprang in den Wetsuit und aufs Brett. Der Respekt vor den Gewalten sollte durch die wahrnehmbare Strömung weiter gefüttert werden. Während eines zunächst passablen Wellenritts mit zugehörigem Grinsen, riss es ihn dermaßen vom Brett,dass er nach der kurzen Reorientierung und Erreichen der Wasseroberfläche zügig und deutlich bedient gen Strand rutschte.

Schleudergang
Hilfe naht



Franka bestaunte derweil das von Naturschützern umzäunte Nest der Strandläufer und baute den Küken vorsorglich schon mal außerhalb des Schutzzauns ein Haus.

kein Schutzzaun
Dienstag 17.06.: Be careful...Costa da Morte
Falls noch nicht erwähnt, wir befanden uns an der Costa da Morte, der Küste des Todes. Diesen tückische Name hatte sich der Küstenabschnitt leidlich verdient:
Die Vielzahl an Haverien, ließ die Seeleute bereits vor langer Zeit diesen Namen vergeben. Auch heute noch kommt hier zu den meisten Schiffbrüchen Europas.
Die letzte große Ölkatastrophe war im Jahr 2002 nach Havarie der „Prestige“.
Da an diesem Tag erneut etwas gemäßigtere Temperaturen angesagt waren, beschlossen wir, eine als einfache mit zwei steilen Anstiegen versehene Radtour entlang der Costa da Morte zu bestreiten. Die Gesamtlänge der Strecke war mit 35km angegeben. Die zusätzlichen 10km der Fahrt vom Campingplatz bis zum Ausgangspunkt der Tour rechneten wir dazu und so starteten wir die 45km Tour bester Dinge.

Wir hatten schon bedacht, dass zumindest der Beginn der Strecke sicher etwas anstrengender werden könnte. Dass allerdings der Level der Auf- und Abstiege ähnlich heftig blieb, hatten wir nicht erwartet. So wurde die Radtour entlang der Costa da Morte auch für uns etwas mörderisch. Zugegeben, wir haben es offensichtlich überlebt aber die Tour war nicht ohne, wie man so schön sagt. Wir absolvierten also im Rahmen eines fröhlichen Intervalltrainings die Schotterwege und nicht nur Franka freute sich über die schnellen Fahrten den Hügel hinab, wo es doch vorher eher im gemäßigten Tempo die Berge hinauf ging. Nach einem etwa 9 km langen Stück über die asphaltierte Strasse ging es zum Leuchtturm in Camariñas und von dort die Küste im Rundweg entlang.



Wir genossen eine kurze und einsame Pause in einer Felslandschaft mit Blick auf eine wunderschöne und ebenso einsame Bucht, der Praia Boleo.

Meereskunde



Weiter ging es vorbei am Cementerio ingles. Ein Denkmal, welches für die 172 verstorbenen englischen und spanischen Matrosen aufgestellt wurde, welche während einer Übung havarierten. Der Leuchtturm, den wir zuvor passierten, wurde danach errichtet und ist der erste elektrische Leutchtturm Spaniens. So - genug des Klugscheißens.

Vom Cementerio ging es in die nächste Bucht, die Praia Beira.



"Im Anschluß passieren sie eine kurzen steilen Anstieg." 

Nachdem wir das Örtchen Arou etwas oberhalb passiert hatten und uns schwer an das norwegische Hoddevik erinnert fühlten, ging es zügig bergab und so erreichten wir den Ausgangspunkt Pointo do Porto.

Arou
Hier ergänzten wir unser Abendmahl noch um die galicische Spezialität Pimientos und Bocadillos (mit Fleisch, Thunfisch oder Gemüse gefüllte, riesige Teigkuchen) und schafften (wenn auch teilweise schiebend) die letzten Anstiege zu unserem Heim.

Vermutlich ist es jedem bewusst, der häufiger Rad fährt, aber ich (Stephie) oute mich jetzt als kompletter Neuling: ist euch schon mal aufgefallen, dass die Strecken bergab immer herrlich sind und man schnell an Fahrt und Geschwindigkeit gewinnt – physikalisch soweit keine Überraschung - man aber bei dem kleinsten Anstieg im Anschluss daran qausi gegen eine Wand fährt und im Grunde absteigen könnte? Da hatte ich gedacht, ich würde ausreichend Kilos mitbringen, um für etwas Eigengewicht und Schwung zu sorgen....naja Fehlanzeige.
An dieser Stelle ein großes Lob an Matze: Während ich nur mich und mein Rad über die Hügel wuchten musste, stellte sich Matze der Herausforderung, sich, sein Rad und die beiden Kinder im Anhänger hoch zu strampeln. Ich wäre vermutlich verendet, Matze hat es überlebt und trug sogar noch heroisch den Rucksack.
Das muss Liebe sein, oder Einsicht in die Notwendigkeit!
Danke Dir dafür!

Mittwoch 18.06. : Laxes Leben!
Nachdem wir mittlerweile ja bekanntlich selten vor Mittag in die Puschen und los kommen, machten wir uns auch heute mittag auf, einen der vielen schönen Strände in der Umgebung zu erkunden. Wir steuerten das Örtchen Laxe an und fuhren aufgrund der schlafenden Brut noch ein wenig weiter gen Norden und genossen die Umgebung (und auch ein wenig die Ruhe des Hecks).
Nachdem die Kurzen aber wieder ihre Glieder streckten und Franka auch wieder fröhlich Geschichten erzählte oder uns mit Fragen zu diesem oder jenem löcherte, steuerten wir die Bucht von Laxe an und retteten uns zum Strand.

Knallalgen
 Ur-Oma Traudel hatte Franka mal ihre kleine „Warum?“ getauft und selten hat das besser gepasst als im Moment; der ungefähre Durchschnitt liegt aktuell bei mindestens 20 Mal „Warum?“ täglich – abhängig von der Komplexität der Eingangsfrage.
Am Strand verbrachten wir einen sehr entspannten Nachmittag. Orlina schaukelte und wurde von Franka nach Kräften angeschoben. Dies führte zu ausgelassenem Gequietsche und Partystimmung.
Alarm!!!

Wir und genossen die letzten Stunden vor unserem geplanten Ortswechsel in die Berge der Picos de Europa.

Aburino

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