Dienstag, 30. Juni 2015

Wegesrand


Level 1, Welt 3: Himmelslevel
Freitag, 13.06.: Pilgern
Nachdem alle Utensilien an Bord waren fuhren wir mal wieder wir später als geplant gen Norden ab. Das geplante Ziel hieß Muxia in Galicien. Uns war klar, dass wir dadurch leider wieder Portugal verlassen werden, aber wer rum kommen will muß rum fahren....
Die geplante Strecke von 630 km nach Muxia war ordentlich weit und wir hielten uns jegliche Pausenoption offen. Es ging vorbei an namenhaften Spots wie Peniche und Nazaré weiter gen Norden. Auf Wiedersehen Portugal.
An dieser Stelle möchten wir ein riesiges Lob an unsere Sprößlinge loswerden. Die durchschnittliche Fahrtzeit von 5 Stunden stellt mit jeweils einer etwas längeren Pause von ungefähr 30 Minuten, keinerlei Problem dar und somit schafften wir unsere geplanten Reiseziele bisher immer. Davon kann und darf man eigentlich nicht ausgehen und daher: Danke ihr beiden Mäuse! Ihr macht das wirklich hervorragend.
Die erneut überaus entspannte Fahrt bei vollkommen leerer Autobahn endete für uns dann doch etwas früher in Santiago de Compostela. Auf den letzten Kilometern der Autobahn entschieden wir, dass es für heute genug sei. Gesagt-getan. Kurz den Campingplatz recherchiert und angesteuert, gefunden und geentert.  Auf dem Weg wurde zum einen die bisher höchste gemessene Außentemperatur registriert (40°)und die 5000 km – Marke übersprungen. Die beiden Vehikel erhalten an dieser Stelle auch ein Lob.
Wir bauten nur kurz auf und gingen dann direkt ins Restaurant am Campingplatz. Dieses entpuppte sich tatsächlich als bisher bestes Lokal der Reise und wir genossen eine Tapas-Vorspeisenplatte, Kalbsfilet mit gebratenem Gemüse, Hähnchenbrustsalat und köstlichen Wein. Zu absolut „unchristlichen Zeiten“ (in Santiago de Compostela darf mal eine solche Floskel her“)gingen wir dann rund gefuttert und „selig“ schlafen.

Samstag, 14.06. : Jakob sehen und sterben...
Nur 2km von unserem Campingplatz entfernt lag die Altstadt von Santiago de Compostela und damit auch die gleichnamige und weltberühmte Kathedrale.
Als beinahe Endziel des Jakobswegs pilgern jährlich 180.000 Menschen in die Stadt, so dass wir einen ordentliche Tourinepp erwarteten. Natürlich zeigte sich die Stadt toruistenfreundlich blieb dabei aber jederzeit angenehm und unaufdringlich. 


 Die Hauptstadt Galiciens ist komplett aus Granit gebaut und bietet in der Innenstadt wenig grün. Dafür besticht sie durch wundervolle Prachtbauten, unzähligen Kirchen und Kapellen, mal wieder engen Gassen und vielen Bogengängen, die bei der regenreichsten Stadt Spaniens vor Regengüssen schützen sollte. Auch am Erkundungstag  blieben wir frei von Regen und mit 30°C besorgte es uns Gevatter Lorenz ordentlich.

Stein-reich!

Da wir mit dem Rad in die Stadt getourt waren, spannten wir an einem Platz die Räder ab, bauten den Anhänger unter den staunenden Blicken der Umstehenden zum Kinderwagen um und pilgerten zur Kathedrale.
Nach mehrmaligem Wenden und Drehen des groben Stadtplans suchten wir an einer Häuserecke bereits unwirsch fluchend das Gotteshaus. ...Such....such....such.... das muss doch hier irgendwo sein.... um einen Schritt weiter um die Ecke den Bau zu erblicken.
Die Kathedrale Santiago de Compostela war quasi direkt nebenan und wir fühlten uns von ihr belächelt.

Holy sunshine!

Nun dann - hinein ins Vergnügen. Da ich noch dunkel in Erinnerung hatte, dass man in Gotteshäuser doch zumindest angemessen gekleidet schreiten sollte, hatte ich allerhand Schulter- und Beinbedeckendes mitgenommen, um es am Ende dann doch nicht zu nutzen. Der Strom aus der Kathedrale gekleidet in Tanktops, Basketballshirts und ultra-knappen Hotpants überzeugte mich davon, dass wir offensichtlich ausreichend bekleidet waren. Der Wille zählt!


In der Kathedrale angekommen begann gerade in einer der Seitenkapellen ein deutscher Gottesdienst und man fand an jeder Ecke hinweise zu folgenden englisch sprachigen, spanischen, portugiesischen etc. Gottesdiensten. Das und der Flatscreen am Eingang sprachen deutlich die Sprache: Wir haben unsere Zielgruppe verstanden und stellen uns darauf ein. Nach den Spaniern, sind übrigens die Deutschen auf Platz zwei der in Santiago eintreffenden Pilger.


Während Matze versuchte das Weihwasser nicht zu verdampfen, stellte ich mich an, den Altarraum zu besichtigen und damit einmal den Heiligen Jakob und Namensgeber des Jakobswegs zu berühren. Wenn dieses Erlebnis bei mir eher dem gestalterischen Interesse des Altars galt, schien eine Dame, die zunächst hinter mir war, sich dann vordrängelte und dann einige Personen wegstieß  um schneller zu „Ihrem“ Heiligen zu gelangen. Ein mitgebrachtes Foto von ihr und vermutlich ihrer Tochter, hielt sie an jeden Stein und jede Ecke des Altars. Bei so viel Heiligenverehrung und – wahn wurde es mir doch ein wenig anders.
Nun gut...unser kleines Wunder, Orlina, stolzierte dann auch noch in der Kirche an der Hand - wer in der Kathedrale des heiligen Jakob nicht ans Laufen kommt...

Schritte auf heiligem Boden
Wir durchstreiften anschließend die Gassen und genossen das sehr angenehme Flair des Pilgertourismus. Die eintreffenden Wandersleute wirkten allesamt „angekommen“ und rangen uns ordentlich Respekt ab, unabhängig davon, wie weit ihre Reise auch gewesen sei. Alle waren sehr freundlich und höflich, quatschten und bespaßten die Kinder und waren insgesamt entspannt.

nicht über Wasser...aber immerhin

Während wir so durch die Gassen strolchten, fanden wir einen kleinen Platz mit einer der wenigen kleinen Wiesen in Santiago und nutzen diesen zur Rast. Kurz danach machten wir uns mit Eis erneut auf den Weg, entdeckten in einem Treppenabgang der Kathedrale eine Opernsängerin, die dort einige berühmte Stücke (z.B. Ave Maria) zum Besten gab. Hier konnten die weiblichen Teilnehmer nicht wiederstehen und gesellten sich zu den anderen Zuhörern auf die Treppe. Nachdem Stephie versuchte Franka zu erklären „warum das denn so laut sein muss“, genossen wir einige Momente und lauschten den Klängen großartigen Sängerin. 

 Nur einige Meter von dieser Performance entfernt, durften wir dann noch einer spanischen Hochzeitsgesellschaft bei den üblichen Bräuchen nach der Trauung zuschauen. 


Trotz des mangelnden Bewuchses in der Stadt bekam Matze einen ordentlichen allergischen Anfall (vielleicht reagierte er aber auch nur auf das Hochzeitsgeschehen, wer will das schon genau sagen??). In der örtlichen Farmacia bekam man dann auch ein normalerweise verschreibungspflichtiges Antihistaminikum für 6, 25 Euro. Auf die Nachfrage ob es in Spanien rezeptfrei sei, antwortete der Apotheker. „ Nein. Wollen sie eine Tüte?“. Okay und der endlich mal zum Einsatz bereit gehaltene Arztausweis verschwand wieder ungenutzt in der Tasche.  Nach einem anschließenden Estrella Galicia und Tapas beruhigte sich das Immunsystem wieder.


Ich interpretierte dann anschließend die reinigende Erfahrung einer Pilgerreise etwas freier und machte Großreine im Wohnwagen. Sämtliche Schränke, Kühlschränke, Badezimmer und sonstige Ecken und Enden unseres Gefährts wurden bis halb 2 nachts gewienert und unser Einachser glänzte am nächsten Tag fast wie neu!

Dann kann es morgen frisch weitergehen....

Samstag, 27. Juni 2015

heißes Pflaster


Level 3, Welt 2:
Mittwoch, 11.06. Auszeit:
Es war ein sehr warmer Tag (33 Grad), der uns zunächst ein wenig langsamer starten ließ. Nach den Eindrücken der letzten Tage, nutzen wir die Zeit für ein wenig Pool und Chillen am Campingplatz. Am Nachmittag setzten wir uns auf die Fahrräder und starteten gen Cascais centro urban.
Die gewählte Route entpuppte sich als überaus schöne Tour entlang der Atlantikküste und überraschte darüber hinaus mit einem gut ausgebauten Radweg. Die ordentlichen Temperaturen wurden durch den angenehm frischen Seewind gekühlt. 


Unerwartet hübsch und trubelig empfing uns dann Cascais selbst. Das Städtchen begrüßte uns mit stattlichen Landhäusern, einem mondänen Yachthafen mit Schlosshotel und Badelagune, gefolgt vom Stadtstrand  - nach dem Motto:
„Sehen und gesehen werden.“  




Nach einem Bummel durch die kleine Innenstadt und insgesamt 3 Kugeln Eis und 2 Karussellfahrten (wobei wir nur einmal zahlten und die Dame wohl aus Mitleid mit uns und der schwer weinenden Franka hatte und sie daher noch eine Fahrt mitnahm) genossen wir zunächst die Fahrt zurück zum Platz. 

oldschool

Allerdings konnten sich die beiteiligten Strampler (sprich Matze und ich) nicht daran erinnern, auf der Hinfahrt Rückenwind genossen zu haben oder pausenlos bergab geradelt zu sein. Dementsprechend überrascht waren wir nun gegen den enorm aufkommenden Gegenwind anradeln und steuern zu müssen und strampelten fleißig die Hügel wieder hinauf. Nach soviel Strampelei bei allerdings nach wie vor wunderschönen Ausblicken auf die nunmehr untergehende glühende Sonne, wurde noch kräftig gespeist und danach ins Bett gegangen.
Nun soll an dieser Stelle kurz der zeitliche Ablauf eines mittlerweile etablierten Tages festhalten werden:
die Aufstehzeiten (selbstverständlich fremdbestimmt durch die kleineren Mitreisenden) liegen zwischen 8:30 Uhr an kälteren Tagen und max. 09:30 Uhr an wärmeren Tagen.
Dafür legt Orlina spätestens zum späten Vormittag frühen Mittag (gegen 12:00 Uhr) ein kleines Nickerchen ein. Franka folgt meist etwas später mit einem etwas längeren Päuschen von mindestens 30 Minuten bis ca. 3 Stunden. Die 3 Stunden hat sie bisher aber nur dann geschafft, wenn wir die Fahrten zum nächsten Campingplatz bestritten.
Orlina schläft dann meist nachmittags noch einmal, sodass wir eigentlich immer zumindest ein waches Kind haben.
Dem einen Freud, des Anderen Leid – manchmal liegt beides so nah zusammenJ
Wir essen dann so gegen 21:00 Uhr zu Abend und sind damit schon ziemlich hart an der Grenze zum Spießertum,zumindest aus portugiesischer und spanischer Sicht, da wir anschließend versuchen die lieben Kleinen zum Schlafen zu bewegen.
So enden unsere Tage derzeit doch deutlich später als zuhause, wobei sie aber auch deutlich später beginnen – ein wenig Gerechtigkeit muss schon sein.

"Party on Wayne...! "

Donnerstag, 12.06.: Von Unterstädten und Wasserwelten
In Lissabon kann man sicher locker eine Woche verbringen und hat doch noch nicht alles gesehen. Daher mussten wir „einen Tod sterben“ und uns zwischen dem Besuch der Alfama und Belem entscheiden. Wir entschieden uns für die städtische Unterwelt und gegen den Vorort Belem.

Wer steht Kopf?
Wir fuhren diesmal mit dem Auto bis nach Belem und nahmen uns erst dort einen Zug in die City. Am Bahnhof angekommen versuchten wir zunächst eine Weiterfahrt auf Gleisen zu organisieren, wurden aber schnell von den umstehenden Dreirädern überzeugt. 


 Wir sprangen zur Schonung unserer Leibeskräfte bei erneuten 33 Grad in ein TukTuk, dass uns den Weg in die schwindeleregenden Höhen der Alfama und zum Castelo de São Jorge brachte. 





Nach einer erneute Burgbesichtigung stand uns nicht der Sinn, so schlenderten wir in der Gegend des Castelo umher, um dann in die Alfama vorzustoßen. 

Vogelkästen


Franka lernte, angeblich zum ersten Mal, die Bedingungen der „Entweder oder Frage“ und die Eltern mußten ein heulendes Kind ertragen, welches natürlich niemals behauptet habe nur einen Lutscher und kein Eis zu wollen. Wir mußten somit erkennen, dass man trotz Auswahl durchaus ein Lutscher UND ein Eis bekommen kann. Sieg nach Punkten für Franka.
Das Wort „Alfama“ stammt vermutlich aus dem arabischen und bedeutet  so etwas wie   „heiße Quellen“. Zur Zeit der Mauren war die Alfama der Stadtkern Lissabons. Durch die Ausdehnung der Stadt verarmte es zunehmend. Bewohner sind nun meist Fischer und ärmere Schichten. Es wurde im großen Erdbeben von 1755 kaum zerstört, so dass man noch heute die Fassaden von vor einigen hundert Jahren sieht. Den Reiz macht das Labyrinth von engen Gassen und Brunnen, mit kleinen Ladenlokalen und Plätzen aus. Wir wanderten vorbei an den lebhaften Fassaden und freundlichen Menschen bergab in Richtung Tejo. 
Ja - uns ging der Hit aus dem Jahre 1992 von Snow auch nicht aus den Ohren.....

Blick über Alfarma zum Tejo


Da im Juni allerorts die Heiligen gefeiert werden, konnten wir  bei unserem Besuch noch die Reste des Festes vom Vorabend bewundern.  



 
Nach einer kurzen Rast und Stärkung am Brunnen entschieden wir uns, den Rest des Tages am Beach zu verbringen, hatte Matze doch bereits am Vormittag bei einer kurzen Stippvisite des Strandes nervöse Zuckungen ob der hervorragend einlaufenden Welle bekommen. 

Abkühlung?


Brotzeit
 Also auf zum Beach Giuncho. Franka schlief bereits im Taxi auf dem Weg zum Auto nach 5 Minuten ein und wir konnten mit erholtem Nachwuchs bei strahlendem Sonnenschein den Strand entern. Die Mädels genossen einen schönen Abend am und Matze im Wasser. 
Da die Wellen ein ordentliches Kaliber hatten, verzichteten die weiblichen Mitreisenden auf einen intensiveren Kontakt mit dem Nass. Matze hingegen konnte einige WipeOuts und Ritte für sich verbuchen. 


Praia da Crismina

Lange Schatten

Gegen 19:00 Uhr verließen wir in Anbetracht der bevorstehenden Weiterreise und einer langen Fahrt am nächsten Tag tiefenentspannt den Strand und sogen die letzten Bilder des Gold glänzenden Himmels in uns auf. 

Nacht am Guinho
Schluß jetzt!!!!


 

Donnerstag, 25. Juni 2015

Von Aufzügen und Prinzessinnen


Level 2, Welt 2: Wasserwelt und Untergrundlevel
Sonntag, 09.06. Auf bald, Aljezur

In der Nacht kam der Strom zurück und wir konnten am Morgen wieder auf unser gesamtes Elektroequipment zurückgreifen. Leider regnete es immer noch, so dass das Zusammenpacken der Utensilien nebst Bespaßung des Nachwuchses den Zeitplan etwas nach hinten verschob.
Wir machten uns dann gegen 13:30 auf nach Lissabon. Die Fahrt war mit etwa 3 Stunden überschaubar, so dass die Verzögerung nicht ins Gewicht fiel.
Die sehr schöne Fahrt auf der N120 hoch Richtung Lissabon war entspannt und brachte wundervolle Einblicke in die Küstenregion nördlich von Aljezur und über das Alentejo (Hinterland der Region).
Wir fuhren über die "Golden Gate" von Lissabon durch die Stadt hindurch und landeten gegen 18:00 Uhr auf dem gewünschten Campingplatz „Orbitur“ in Cascais, etwa 20 km hinter Lissabon an der Küste.

Die Könige des 19. Jahrhunderts verlegten aufgrund des gemäßigteren Klimas in der Sierra de Sintra ihren Wohnsitz nach Cascais. Dies ließ bekanntlich die wohlhabenden und Adeligen folgen und so bildet Cascais mit Estoril heute noch den besser situierten Lissaboner einen Zufluchtsort fürs Wochenende.
Nach kurzer Recherche fanden wir heraus, dass der nahe gelegene Guincho Beach nicht nur einer der schönsten Strände Portugals sein soll, sondern auch Schauplatz des jährlich stattfindenden „Billabong Giuncho Pro“ ist. Wir erwarten also schöne Wellen!
Wir ergatterten einen tollen Platz unter Sattelpinien mit Blick aufs Meer. Die Abendsonne tauchte das Abendmahl in tiefes Orange und wir beschlossen nichts mehr zu tun.



Montag, 10.06. Auf und Ab in Lisboa:
Für den ersten Tag nahmen wir uns die Stadtviertel Baixa und Chiardo vor. Los ging es zunächst mit dem Bus vom Campingplatz zur Metro. Franka flippte vor Freude über das Busfahren vollkommen aus und quietschte bei jeder noch so kleinen Bodenwelle: „Das war ja lustig“ und begrüßte jeden zugestiegenen „Leuten" mit „Olá“.
Auch im Zug war die Freude ungebremst und wir holperten an der Küste, bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Lissabon.
Wir stiegen passgenau aus und arbeiteten uns durch Chairdo (das Kneipen und Barviertel der Stadt) langsam Richtung Baixa vor. Wenn die Stadt von Weitem noch gemäßigt hügelig aussah, bekam man „so mittendrin“ einen recht guten Eindruck davon, warum diese Stadt Elevadores noch und nöcher besitzt. Ohne diese kann der „Otto-Normalverbraucher“ – sprich Tourist- die einzelnen Stadtteile kaum erkunden.

Elevador de Santa Justa
Wenn das Barviertel uns noch nicht so beeindruckte, weil Vormittag.....
konnte der anschließende Besuch der Rua Augusta und des Baixa-Viertels einiges wett machen. Hier puslierte das Leben und die Straßen bestachen durch schöne Pflasterungen, tolle Fassaden mit schmiedeeisernen Balkonen, Bögengängen und Triumphportalen.
Kaum waren wir in die Rua Augusta eingebogen, trafen wir Oliver, Tatjana und Vincent wieder. Die Wahrscheinlichkeit sie hier unvorbereitet zu treffen geht quasi gegen null. Aber wie der Teufel es manchmal will, liefen wir zur gleichen Zeit am gleichen Ort die Füße platt. Vincent war begeistert die beiden Mädels wiederzutreffen und auch Franka freute sich Vinni zu sehen. Orlina freute sich auch, aber man sah das nicht so.

Bensheim in town
Da die drei bereits 2 Tage in Lissabon verbracht hatten, konnten wir mit einigen aktuellen Tipps die Tagesroute planen.  Wir machten uns auf zu dem Platz der Stadt.
Dem Rossio!
Hier schlägt laut Reiseführer das Herz der Stadt. Und das hörten wir! Es war laut und voller Leben. Die Statuen, Brunnen und Fassaden rings herum vermittelten ein einmaliges Bild der Stadt.

Tauben
Nachdem wir auf dem Platz eine kurze Rast gemacht hatten musste Franka Wasser lassen. Wir begrüßten, die, zum Teil in Vergessenheit geratene, verbale Meldung der bevorstehenden Blasenentleerung und Matze ging mit dem Kind auf den Schultern ein WC suchen.


Aufgrund der Hitze und dem bereits feuchten Nacken, blieb auch die Erkenntnis um die bereits überlaufende Blase der Erstgeborenen zunächst noch aus. Netterweise wurde er durch Franka darauf hingewiesen („Ich hab Pippi gemacht“) und konnte seine zunehmend feuchtere Schulterregion besser einordnen.
Vielen Dank .....
Die Zeremonie, in einem 1qm großen WC das Kind keimfrei zu halten und dabei die Wechselkleidung, aus dem, für alle Notfälle gepackten, Rucksack zu bergen sei hier nicht weiter geschildert. Matze war danach auf jeden Fall auch unter den Schultern durchnäßt.
Orlina, die mit der Mutter am Brunne blieb verbalisierte derweil „Bääähhhhh Buuuhhhh“ als Kurzform von Hunger und somit war der Eindruck des Platzes vervollständigt.

Das bisher vielleicht eher etwas planlose Durchstreifen der Gassen, sollte nun sein Ende finden. Die restliche Tour des Tages war geplant! Also vorbei am Rossio-Bahnhof, hin zum Jardin Botanico, um dort zu pausieren und sich erneut zu stärken. Danach durch Bairro Alto (wohl das Shoppingviertel der Stadt) zurück zum Bahnhof. 
Auf dem Weg zum Jardin schlief Franka dann auf Matzes Arm ein und der Vater trug die kleine Maus dann die steilen Wege hinauf in die Oberstadt. Elevadoren sind für Anfänger - und Wissende. Mmpf.....

Elevador da Gloria
So kletterten wir bis zur Oase des Jardin Botanica. Hier nahmen wir unter riesigen Palmen und Bambussträuchern eine Auszeit vom Stadtrummel und ließen Franka in Ruhe ausschlafen.


Danach stärkten wir uns mit einem Frozen Joghurt und stiefelten im Bairro Alto umher gen Bahnhof. Während des Abstiegs aus Oberstadt Lissabons taten sich links und rechts immer wieder traumhafte Weitblicke über die Stadt, den Fluss Tejo und die Burg der Alfama auf.



Die Abendsonne tat für die ohnehin schon lauschige und beschauliche Stimmung ihr Übriges und tauchte die Stadt in warmes goldenes Licht. Wie so oft in den letzten Wochen, gefielen uns auch hier die frühen Abendstunden besonders.


Das Flair der Stadt hatte uns nach dem etwas weniger beschaulichen Tagesbeginn nun gepackt und die entspannten Einwohner sowie die entspannten Touristen in den Bars und Lokalen vervollständigten das Bild.


Der ursprüngliche Tourplan sollte den Einsatz des kleinsten aller Elevadores (nach unten) einschließen, worauf allerdings aufgrund einer Betriebsstörung verzichtet werden musste. Nun gut, das Ding ist von 1879, in dem Alter sollte man sich ein paar Eigenheiten gönnen.

ausruhen
Also weiter zu Fuß und so kantapperten wir die Stadt hinab zum Zug und fuhren in der Abendsonne an den Stränden der Stadt und der Vorstädte zurück zu unserem Heimbahnhof.
Dort angekommen fehlte uns ein wenig die Orientierung hinsichtlich der Bushaltestelle. Hinzu kam, dass mal wieder die Zeit rasant fortgeschritten war und bei Einbruch der Dunkelheit noch ein ordentlicher Wind aufkam und eine unangenehme Frische verbreitete. So entschieden wir uns in ein Fast-Food-Restaurant zu flüchten und genossen das erste Mal auf unserer Reise Burger. Franka war begeistert und Orlina lutschte Pommes. Danach ging es mit einem Taxi zurück zum Campingplatz. Das war sogar günstiger als der Bus am Vormittag. Merken!
Müde und erschlagen von so vielen tollen Eindrücken vielen wir alle schnell in die Betten!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       
Dienstag, 10.06. Fräulein Franka lädt zum Tanztee:
Heute sollten die Kulturschätze der Umgebung erkundet werden. Um diesen ggf. etwas spröde anmutenden Ausflug für die Kinder etwas spannend zu gestalten, lockten wir vor allem die Große (die Kleine kann sich einfach noch nicht so gut wehren) mit der Aussicht auf einen Märchenwaldspaziergang zum Schloss in dem "Prinzessin Franka" vor gaaaanz langer Zeit gespielt hat. Die Geschichte wurde begeistert vom Sprößling aufgegriffen und die Anfahrt zum Schloss Palacio da Pena mit einem kurzen Nickerchen und vermutlich entsprechendem Traumstündchen versehen.
Dies gab uns die Möglichkeit, die Sierra de Sintra, die uns umgebende Berglandschaft, mit dem Auto zu erkunden.
Durch verschlafene Küstendörfer fuhren wir vom westlichsten Punkt Spaniens, Cabo da Roca (ich würde übrigens behaupten, dass wir mittlerweile ein beachtliches Repertoire an himmelsrichtungstechnischen Extremen vorweisen können– wer weiss wofür man es brauchen kann?) weiter ins Landesinnere durch schöne Wäldchen und grüne Täler, stets begleitet vom Anblick des Palacio da Pena, der hoch über uns und über dem historischen Städtchen Sintra thront.



In Sintra angekommen, packten wir uns Orlina auf den Rücken, Franky an die Hand und stiefelten los. Noch schnell den Weg im Turismo erfragt und schon schritten wir gemächlich über die kopfsteingeplasterten Wege. Kaum waren die ersten zwei Kurven geschafft, hieß es auch schon: Mama, ich muss Pippi! Hmmm, Ja klar gerne Schatz! Warte noch, wir suchen schnell noch ein Klo. (Ich hätte zu Beginn des Urlaubs eine Strichliste anlegen sollen, wie häufig wir dieses Gespräch in den acht Wochen wohl führen würden)
Nach dieser kurzen Unterbrechung ging es weiter das Bergdorf hinauf.


An einem besonders hübschen Häuschen angekommen, konnten wir einer offen stehenden Haustür und dem Schild „Se Vende“ nicht wiederstehen und stiefelten hindurch. So ergab sich eine spontane Hausbesichtigung eines schmucken Juwels Sintras. Neben einer wunderschönen alten Kommode, die Stephie in Gedanken bereits versuchte im eigenen Esszimmer unterzubringen, durchschritten wir frisch renovierte kleine Räume auf drei Ebenen und genossen beeindruckende Ausblicke von den Terrassen. Die Mutter des Verkäufers wusste auf durchaus ordentlichem Englisch einiges über die Hauseigenheiten zu berichten und führte uns von Räumchen zu Räumchen. Noch kurz in die Infomappe bzgl. Preisgestaltung geschaut und dann zügig den Rückzug eingelegt. Die 650.000€ sind beim vom Verkäufer versicherten Dauervermietungsgeschäft sicher gut investiertes Geld...aber wir nahmen Abstand vom Kauf durch Handschlag.

Nun erreichten wir das Märchenwäldchen und suchten auf den 1,5 Stunden Aufstieg neben Elfen, Zwergen und Riesen noch allerhand Blattwerk, die den Bäumen entrissen und als Flügel für Franka zweckentfremdet wurden.


Schlossgeist?
 Nach Kauf der Schlosstickets verzichteten wir unter verständnislosen Schimpftiraden a la: „Haben die alle Athrose, oder warum schaffen die das nicht?“ auf den lokalen Busshuttle und arbeiteten uns durch den Schlosspark nach oben zum Objekt unserer Begierde.
Das Schloss, welches ein wenig an Neuschwanstein erinnerte, war ein Sammelsurium der Kuriositäten aus aller Welt. Es entstand auf den Ruinen eines Hieronymitenklosters, das hier im 16. Jahrhundert erbaut wurde.

Vor allem die Außengestaltung war beeindruckend hübsch: ein von Türmen in Erbeerrot und zinobergelben Toren reich geschmücktes Areal wurde durch den mit Zinnen überladenen Bogengang erreicht und schon waren wir in der Prinzessinnenwelt angekommen.





Franky flitzte von Türmchen zu Türmchen und sprang agil von einer potenziellen Fallstelle zur nächsten.



Das schlosseigene Seeungeheuer des Tritontors wurde von Franka angeschrieen („Ich verscheuche das jetzt, das soll weg da“) und die den Schrei begleitende Gestik und Mimik wurde von den umstehenden Japanern fotografisch erfasst. Franka steht eine große Karriere im asiatischen Raum bevor. Als was muss ggf. noch geklärt werden.

"Sorry mein Haar ist noch zu kurz!"


 Der Kreuzgang des Schlosses wurde von Franka in der Diagonalen durchquert, was zu Unmutsäußerungen des musealen Personals führte und wir durchschritten komplett erhaltene Schlafgemächer mit viel zu kurzen Betten, Bädern mit Badewannen (bei denen Stephie erneut überlegte, wie sie eine solche wohl ins Badezimmer integrieren könnte), Arbeitszimmer, Jagdzimmer, ein Spielzimmer für Erwachsene, eine wundervolle, kleine Kapelle und voll erhaltene Küchenräume.

in progress

Franky hatte einen riesen Spass und bediente sich reichlich am mitgenommenen Hör-Führer, selbst Orlina kam aus dem Rumschauen nicht mehr raus und die erwachsenen Teilnehmer des Ausflugs genossen die Eindrücke ebenso.



"Chef, was sollen wir mit den ganzen Fliesen machen...?"


Spielzimmer

zu groß für einen König!
Die Rückkehr zum Auto erfolgte dann erlebnisreich via Bus. Der Fahrer bestach durch beeindruckende Kenntnisse der Strecke, seines Gefährts und schien durch das intuitive Wissen um entgegen kommenden Verkehr beglückt zu sein, ansonsten hätten wir diesen Text hier sicher nicht schreiben können. Franka gluckste und quieckte bei der rasanten Fahrt den Berg hinab und Stephie suchte derweil eine Sitzposition, in der sie im Zweifel das jüngste Familienmitglied nicht zerquetschte.
unzerquetscht
Unten angekommen, gab es das obligatorische Eis am Tag, die zugehörigen Flecken auf dem Pullover und eine entspannte Heimfahrt gen Campingplatz mit romantisch rotem Sonnenuntergang.

Schlossgeist!

 buuuuhäääähhhhhh.............