Sonntag, 14. Juni 2015

Levante auf Monkey Island


Level 6 Endboss  Welt 1: Tarifa, 06.06. -09.06.

Samstag 06.06. Anreise und „Aussteigen“

In der Cabo de Gata trafen wir Achim, einen Koch aus Duisburg. Er schien versiert in der Gesteinskunde und der Erdgeschichte. Er schenkte Franka zum Abschied ein kleines Fossil und gab uns den Tipp in Tarifa den Platz Torre de la Peña anzusteuern.
Gesagt getan, machten wir uns auf den Weg und nach entspannter Fahrt ergatterten wir einen Stellplatz in der ersten Reihe - direkt am Meer. 


Von der Brandung trennte uns nur eine kleine Klippe.
Ein Traum! Und im Hintergrund sah man bereits die Küste von Afrika, da Tarifa etwas westlich von Gibraltar in der gleichnamigen Straße liegt.

Marokko
Wir trafen dann auch direkt Achim wieder, der uns beim Aufstellen des Mobilheimes half. In der Funktion einer wandelnden Litfaßsäule wusste er zu berichten, dass heute das örtliche Thunfisch-Fest stattfinden würde.
Nachdem wir zunächst das Dörfchen Tarifa nur von Weitem gesehen hatten und wenig angetan waren, beschlossen wir dem Ort eine Chance zu geben und fielen ins Ortsinnere ein.
Einfallen und kapern! Bereits auf dem Hinweg fuhren wir nur an Sufschools, Ripcurl, Billabong und anderen namhaften Shops und Bars vorbei.
Eine Vielzahl an entsprechend gekleideter und gestylter Surfertypen lief herum und verbreitete direkt ein entspanntes Flair.
Wer im Supermarkt Schuhe trug war irgendwie bürgerlich.

Hinter den Altstadtmauern tat sich dann ein Dörfchen auf, welches in jedem Piratenstreifen eine gute Figur machen würde. Super enge Gassen, die kreuz und quer verliefen, führten von Marktplätzchen zu Marktplätzchen mit kleines Cafés, Tapas-,  Cocktailbars und Restaurants. Wir stahlen uns durch das bunte Treiben, dass Dank des gerade beginnenden Champions-League-Finales zwischen Barcelona und Juve langsam zunahm. Die Stimmung im Ort war genial. Eine bunte Mischung aus piratenmäßigen Aussteigern und Surfer-/Bullivolk, welches das Prinzip des „Leben und Leben lassen“ so deutlich und lässig verkörperte und zu leben schien, dass es ansteckend wirkte.
Wir fühlten uns direkt sauwohl und der zuvor noch unordentliche Zopf des Weibes und der leicht verschmutzte Hoodie des Mannes waren direkt angesagt. Wir beschlossen 
dass der Nachwuchs heute länger aufbleiben dürfte und fanden 1 Minute vor Anpfiff ein schönes Plätzchen auf einem der kleinen Placas. Mit Wein, Tapas, Thunfisch und Fußballgesang genossen wir das Spiel, welches hier in jeder noch so kleinen Ecke via Bildschirm übertragen wurde. Barça gewann unter dem Jubel der meisten Anwesenden das durchaus attraktive Finale mit 3:1.
Ein Pärchen (er deutscher Student aus Madrid/sie Italienerin) gesellte sich zu uns an den Tisch und wir plauderten bis zum Abpfiff.
Auch nach dem Spiel rannten noch viele Kleinwüchsige herum und Franka erhielt gegen 23:00 ein Eis zum Abschluß. Überall saß man nun in den Fenstern der Bars und philosophierte über den Wind und die Liebe.....
Das Aussteiger-Surf-Flair sollte sich durch die nächsten Tage ziehen.
Auf unserem Campingplatz waren wir mal wieder von deutschen Rentnern umgeben. Diese waren für ihr Alter jedoch in Topform und brillierten das ein oder andere Mal bei ordentlichem Wind auf ihren Brettern. Hier waren tatsächliche Aussteiger darunter, die alles zu Hause aufgegeben hatten, die Kohle ins Wohnmobil steckten und die Welt bereisten.
Neben uns trafen wir auf eine junge Familie aus Münster.
Jörn mit Julia, dem einjährigen Frederick und Dogge-Mischling Kasper.
Jörn (Inhaber eines Snowboard-Online-Shops) surfte im Sommer mehrere Wochen und fuhr Regatten. Das alles seit 20 Jahren in Tarifa. Das Surfmaterial wurde im eigens dafür bereitgestellten Anhänger untergebracht. Zusätzlich befanden sich ein Zodiac, ein Roller, ein Gasgrill und ein Spieleparadies für den Nachwuchs unter dem aufblasbaren Promotionzelt. Insgesamt also Top-Ausstattung. Abends gab es bei einer Flasche Cruzcampo ein paar Tipps für die nächsten Tage, Auskünfte über die lokalen Playas und ein Insider-Tipp für das beste Brot der Stadt.

Sonntag, 07.06. Schon ausgestiegen?

Wir starteten unseren Tag bei deutlichem Wind aber traumhaften Blick auf Afrika. 
Es herrschte ein ordentlicher Levante, ein aus Osten vom Mitelmeer kommender Wind, der besonders gut zum Kiten und Windsurfen geeignet ist. Aus anderer Richtung bläst der so genannte Poniente, der eine  hohe Luftfeuchtgkeit und Wellen zum Wellenreiten produziert. Dieser sollte in ein paar Tagen das Ruder übernehmen.
Nach dem Frühstück begaben wir uns auf unsere mittlerweile obilgate Erkundungstour der Umgebung, sahen die örtliche Wanderdüne, das größte Felsengebirge in der Umgebung und fuhren anschließend zum heiß begehrten Playa Bolonia. 

Wanderdüne
Selfie




Auch hier: Wind! Deutlich stärker noch als in Cabo de Gata. Und dementsprechend noch deutlich unwilligere Nachkömmlinge. Kreischend wurden die Nadelstiche vom fegenden Sand durch unsere Große „gewürdigt“ und Orlina konnte sich für den ersten Anblick des Atlantiks nur kurz begeistern und verfiel dann ins Orchester der Schwester ein.
Wir erklärten Franka den Zusammenhang zwischen Wind und Sand und dass man sich nur wegzudrehen brauche. Als nunmehr der Wind als Übeltäter dieser unangenehmen Nadelstiche entlarvt war, schimpfte Franka mit Schmollgesicht und verschränkten Armen „Der soll das nicht machen. Ich will das nicht. Der ist blöd.“. Achso! Na wir sprechen mal mit dem Wind.
Zur Rettung ging es ins jetzt deutlich kühlere Atlantik-Nass.
Nachdem sich die erste Angst vor den Gewalten gelöst hatte wurde noch ordentlich in den Brandungswellen getobt. Danach verließen wir den Strand und das kopulierende Pärchen in der Dünenniesche und retteten uns ins Auto. Von dort aus sahen wir einen in Seenot geratenen Surfer, welcher bereits seit geraumer Zeit sein Segel nicht mehr gegen den hatte Wind halten können.
Aufgrund des Windes trieb er nun langsam auf die Felsklippen zu. Nach etwa 90 Minuten hatte er diese auch erreicht und wurde mit Hilfe eines heraneilenden Surfers aus dem Wasser geborgen. Zu diesem Zeitpunkt waren auch ein Hubschrauber und Rettungsboot eingetroffen, aber nun überflüssig. Hilflos gaffend verbrachten wir so unseren Nachmittag und preschten zurück zum Abendessen.
In der Nacht steigerte sich der Wind noch einmal deutlich (bf: 8 - nach www.windguru.cz) und vermittelte den schlafenden Erwachsenen das Gefühl eines wenig geschmeidigen Achterbahntrips. Die anliegenden Fenster wurden nach oben gerissen um dann donnernd zuzuschlagen, was sich anfühlte, als würde ein Elefant betrunken gegen den Camper klatschen.
Meine (Stephies) Reaktion auf eben jenes Zuschlagen war, entsprechend der Tiefschlafphase, aber eben nicht, die Fenster zu schließen. Nein. Vielmehr kam es zu einem wiederholten Hochschrecken mit anschließendem hektisch suchendem Greifen nach dem Bettnachbarn und bekannten Ausdrücken wie: „Alter Lachs!“ – gefolgt von erneutem Einschlafen.
Die Fenster wurden dann am nächsten morgen vor dem Frühstück verschlossen.

Montag, 08.06. MonkeyIsland

Auf nach Großbritannien -  auf nach Gibraltar.
Wir parkten das Auto noch auf spanischem Boden und schmissen die Kinder ins rollende Gefährt. Gibraltar ist eine kleine Halbinsel, oder ein Felsbrocken zwischen Europa und Afrika. Es kam wiederholt zu Streitereien zwischen Spanien und Großbritannien, ob der Zugehörigkeit dieses strategisch wichtigen Eilands. Die Krone beruft sich seither auf ein Referendum von 1967, nachdem sich 95% der Insulaner für die Anbindung an Großbritannien ausgesprochen hatten. 

Nach Passieren der Grenze wird man, damit auch ja keine Zweifel bleiben, von einer typischen roten Telefonzelle in Empfang genommen. Knips. Und weiter.
Auf Gibraltar gibt einen kleinen Flughafen. Um von der Grenze weiter vorzudringen, muss man die Landebahn kreuzen. Ähnlich dem Zugverkehr, wird mittels einer geschlossenen Schranke der Durchgang verwehrt, fall eine Boing 737 zur Landung ansetzt. Nettes Gimmick irgendwie. – Wie schreibt man eigentlich Gimmick – ach, Word hat es im Wörterbuch zur Korrektur – nettes Gimmick.

Rollbahn


 Im Zentrum wird einem schnell klar, dass man sich in einem britischen Duty-Free-Disneyland befindet. Zwischen Parfum-, Tobacco-, Elektro- und Schnapsläden kommt nur vereinzelt Pubkultur auf. Kein Grund nicht die zollfreie Menge feinsten Wacholder-Destillats zu erstehen.
Noch ein britisches Mittagsmahl mit Sandwich, sausages, scrambled eggs und Cider, dann – auf zum Affenfelsen.





Sterntaler

Auf der Spitze des Berges befinden sich die alten Wehranlagen und  - Makaken!!!
Nach einem schaukligen Seilbahntransfer hatte man einen grandiosen Blick über die Bucht von Gibraltar und nach Afrika. 



 
Komm doch!
Um uns herum saßen scheinbar gelangweilt und uninteressiert Makaken unterschiedlichen Alters und Geschlechts. 


 Sobald aber ein Tourist den Hinweisen, Essbares nicht sichtbar zu verzehren nicht nachkam wurden die dösenden Makaken zu pöbelnden Primaten, die geschickt und schnell den Genuss an sich brachten.  Zwischen Affen und Touristen aus aller Welt umrundeten wir den obersten Punkt des Felsens und schaukelten zurück zu Boden.



Nachwuchs
Der Weg zurück gelang Franka nur unter Zuhilfenahme diverser Eiskreationen und auf den Schultern des Vaters. Orlina fwar es auf dem Rückweg generell zu warm.
Körperlich geschafft wurde am Abends das erstandene Destillat mit Tonic aufgegossen und einer Gurke garniert.
Gute Nacht Afrika. Gute Nacht Britannien. Gute Nacht Spanien.     

Dienstag, 09.06. Bye Bye Mittelmeer

@ Micha: First of all: deine Flaschenpost haben wir erhalten und verbitten uns zukünftig solch anzügliche Botschaften.  
Heute verlassen wir unter bedecktem Himmel mit leichtem Regen Spanien in Richtung Portugal und damit den südlichsten Punkt unserer Reise - und endgültig das Mittelmeer. 
Bye Bye und auf bald. 

Endboss done!

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