Level 1: Welt 2: Portugal
Dienstag, 09.06. Aljezur
Nachdem wir noch einmal die Campingplatzwahl für den
nächsten Spot überdacht hatten,
verließen wir spanischen Boden und fielen in Portugal ein. Noch kurz den
allgemeinen Teil zu Portugal im Reiseführer gelesen:
Ach schau´einer an! Hier ticken die Uhren schon mal ganz
anders. Uhr also eine Stunde zurück drehen.
Und wie ist das mit der Maut auf den Straßen? „Hier stehen
überall Schilder mit Mautgebühren...ob wir wohl was zahlen müssen? Matze: „Wenn
die von mir Geld haben wollen, dann müssen sie schon ein Häuschen aufstellen
und die Bahn sperren“
...ja klar. Gut, dass die Portugiesen jetzt Bescheid wissen!
Eine sehr entspannte, wenn auch längere Fahrt von
insgesamt 6 Stunden (inkl. einer kurzen
Pause mit Unterhaltungsprogramm vom zaubernden Kellern) brachte uns bis nach
Aljezur. Aljezur befindet sich an der
westlichen Küste der Algarve, ist Teil der so genannten Felsalgarve und es wimmelt
nur so von Steilküsen und Stränden.
Hach, das verspricht doch ein hübsches Fleckchen Erde zu
sein. Nach diesen einleitenden Sätzen des Reiseführers wurde die Vorfreude
allerdings erheblich durch folgende informativen Aussagen, zumindest bei der einzigen
postpubertären der Belegschaft, getrübt:
Laut Reiseführer leben etwa 65 % der Reptilien und Amphibien Portugals an der Algarve.
Ach das verspricht ja total fürchterlich zu werden. Muss das
denn sein?
Auf dem sehr schönen, waldigen und leeren Campinglatz „Parque
de Campismo de Serrãto“ trafen wir „alte Bekannte“ aus Barcelona wieder.
Zu beginn der Reise hatten wir Tatjana, Oliver und Vincent (Nachwuchs
von 12 Monaten) aus Bensheim getroffen und ein wenig small
getalked. Sie hatten ähnliche Pläne wie wir und planten damals auch die
iberische Runde zu machen.
Schien ja alle geklappt zu haben....
Sie reisten ebenfalls mit einer Menge Empfehlungen für die nächsten
Wochen und so sollte es noch ein aussichtsreicher Tipp-Austausch folgen.
Nach dem Abkoppeln unseres Einachsers fiel dann auf, dass
das Werkzeug zum runterkurbeln der Stützen inklusive der so mühsam vergifteten
Holzunterlagen vermutlich noch in Tarifa geblieben waren
Kurz darauf kam die SMS von Jörn: Tatsache! Wir hatten sie
liegen gelassen.
An der Rezeption konnte man uns dann aber zum Glück mit
Unterleg-Steinen (die frisch von Stephie eingegiftet wurden – wehe es kommt
auch nur eine Ameise in unseren Wohnwagen, dann hau ich die aber um!).
Das Wetter mochte man für Algarve-Verhältnisse vielleicht als
durchwachsen bezeichnen: sprich es ein wenig bedeckt. Die aufkommende Missstimmung
( da ist es -eines dieser Worte mit drei s) bei der Ältesten der XX-Chromosomalen
wurde schnell durch den Partner unterbunden und so wurde noch eine Runde
„Austoben“ im Pool gespielt, gegessen und alle fielen müde ins Bett.
Nebenbemerkung: bisher keine Amphibien oder Reptil
gesichtet.
(Lediglich einige Mücken mussten erneut ihr Leben lassen)
Mittwoch, 10.06. Letzte Bratwurst vor Amerika
Die Erkundungstour der Umgebung stand auf dem Plan und so
fuhren wir mit zwei selig schlafenden Kindern ans süd-westlichste Ende Europas.
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weit weit weg |
Dem Capo de Sao Vincente. Zusammen mit einer internationalen Touristenschar
hielten wir kurz inne.....Danke! Reicht erstmal!
Anschließend fuhren wir die von Rainer empfohlenen Strände
und Buchten ab.
Die Bucht Bodeira bestach durch ihre Weite und die hunderte
Meter lang rein rollenden Wellen. Danach stand die Bucht Monte Clerigo an.
Diese
Bucht ist bedeutend kleiner, aber dafür sehr beschaulich umgeben von einem
kleinen Fischerdörfchen und erinnerte sehr an Cornwall.
Hier fühlten wir uns
sehr wohl und genossen die kühlen Spätnachmittagsstunden am Strand und Matze
mit Board im Meer.
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Monte Clerigo im Abendlicht |
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Den Abend gesellten sich die drei Bensheimer zu uns und wir
verkosteten das neu erstandene Destillat aus der britischen Zone. Da beide gebenso
wenig mundfaul waren, wie wir, quatschten wir uns bis halb drei fest. Cheers!
(Aktueller Status an der Tierfront: Bisher nur den
streunenden Riesenhund auf dem Platz gesichtet!)
Donnerstag, 11.06. Sklaventreiber
und Eroberer
Am Morgen gesellte sich Vincent noch einmal zu uns. Zu dritt ging es dann per Dreirad über den Platz.
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alles geht |
Danach stand Lagos auf dem Plan.
Wir durchschritten das kleine Städtchen und waren sehr
angetan von der positiven Stimmung, den kleinen Gassen und belebten
Marktplätzchen und den mit Azulejos getäfelten Hausfassaden. Azulejos sind
im Prinzip angemalte Fliesen, die in
Portugal, mal mehr mal weniger, die Häuser einkleiden.
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grüne Fliesen |
Wir besuchten den ersten Sklavenmarkt Europas, den Antigo
Mercado de Escravos.
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Zeitzeuge |
Hier wurden die ersten schwarzafrikanischen Sklaven zur
Schau gestellt und feil geboten. Leider stellten sich die Sklaven als äußerst
robust und wiederstandsfähig heraus, wodurch der traurige Grundstein für den
Sklavenhandel im „großen Stil“ gelegt war.
Wir schlenderten zur Stadtmauer, um den dahinter liegenden Stadtstrand zu
erkunden. Hier tat sich eine traumhafte und wahrlich beeindruckende Bucht auf,
die von hohen und steilen Felswänden umrahmt war. Das in türkis und blau
schimmernde Meer wurde nur durch Felsbögen unterbrochen, durch die kleine weiße
Bötchen ruderten.
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Lagos Beach |
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toter Mann |
....wenn es nicht so schön gewesen wäre, hätte man es glatt für
eine kitschige Fototapete halten können.
Matze und Franka nahmen dies zum Anlass Taucherbrillen und
Schnorchel zu besorgen und nahmen sich fest vor, ab sofort die Weltmeere zu
erschnorcheln!
Nach so viel Beschaulichkeit absolvierten wir dann noch das
Kontrastprogramm: In der Umgebung von Lagos fuhren wir sämtliche Baumärkte oder
Märkte die so ähnlich aussahen ab, um uns endlich mit neuen Unterlegplatten und
einer Kurbel für die Stützen auszurüsten. Der erste „Baumarkt“ erwies sich als
Lieferant für Baumaterial.
Der nächste Stopp am vermutlich unsinnigst eingerichteteten
Baumarkt ever war ebenso erfolglos, sodass wir die Lösung des Problems auf der
Fahrt nach Lissabon verschoben.
Freitag, 12.06. Amore Amoreira!
Nachdem wir uns allesamt in den letzten Tagen ein wenig ins
Schlafdefizit manövriert hatten, hieß es heute – Sonnenbaden und Strand.
Wir bezogen unser Strandlager in der ortseigenen Bucht
Amoreira und genossen einen herrlich warmen und sonnigen Tag. Die Bucht liegt
sanft zwischen den Klippen und die Wellen liefen wunderbar rein. Aufgrund der
beginnenden Ebbe hatte man einen tollen tiefen Strand mit Gezeitenbecken.
Zusätzlich bildet sich hier eine einige hundert Meter ins Land ziehende Lagune.
Franka matschte also wieder mal einige „Pfefferkuchen“ zusammen und sammelte
Krebse und Schnecken für Ihr hauseigenes Aquarium.
Orlina schlief
derweil unter dem zum Sonnenschutz umfunktionierten Bodyboard den halben Tag
lang vor sich hin.
Noch was essen und die Kiddies früh ins Bett gebracht – ein
traumhaft schöner und entspannter Tag!
Samstag; 13.06. Oleeeh, ole, ole, oleeeeh....
Gegen Mittag (mittlerweile die frühst-mögliche Startzeit für
alle geplanten Aktivitäten) starteten wir den Motor und fuhren die
Algarveregion zurück Richtung Faro ab.
Wir hatten mehrfach gelesen, dass das Städtchen wirklich
sehenswert sein sollte und wollten uns natürlich selbst einen Eindruck
verschaffen.
In Faro angekommen klapperten uns auch schon die ersten
Störche von allen möglichen freien
Schornsteinen oder Hauswänden entgegen. Okay es scheint also zu stimmen was man
über Faroin den gängigen Reiseführern angekündigt bekommt.
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"Ich Castrop und du?" - "Duisburg." |
Mit „Wer sieht das nächste Storchennest“-Spiel liefen wir
durch die hübsch gepflasterten Straßen und bestaunten die erneut mit
unterschiedlich verzierten Azulejos getäfelten Hauswände.
Wirklich pitoreskt und
hübsch anzuschauen.
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Fliesen mit Balkon |
Und wie wir so lauschig durch die Gassen schlenderten, trübte
die Stimmung lediglich der Anblick von einigen Deutschen, die um eine Bekundung
Ihrer Landeszugehörigkeit offensichtlich nicht drum herum kamen und sich mit
Trikots und Kappen einen Eindruck von Faro machen mussten. Wenn der erste
dieser Spezies Deutscher von uns noch mit Ignoranz gestraft wurde, ließ sich
der Zweite und Dritte schon schwerer aus dem Live-Bild Faros retouschieren. Und
spätestens als ein kleines Trüppchen laut lachender Bayer in Lederhosen und
Trikot vor uns stand, dämmerte es uns....schnell das Handy gezückt und
recherchiert! Heute spielte Deutschland gegen Gibraltar...und wo? Genau!
Das nenne ich Timing!
Die aufmerksame Lektüre des Artikels zum Spiel lieferte uns
dann auch direkt die Erklärung, warum das Spiel in Faro stattfinden musste:
Gibraltar hat kein eigenes Stadion (meiner Meinung nach
hätten die doch die Landebahn
umfunktionieren können- aber nun gut) und da Spanien und Gibraltar wegen der langen Auseinandersetzungen um
Gibraltar nicht so dicke sind, darf Gibraltar nicht auf ein Stadion in Spanien
ausweichen! Aha! (Vermutung der Autorin: Und weil Spanien und Protugal sich so
„mögen“, springt also Portugal kurzer Hand ein – wie nett!)
Nun gut! Gelesen, vernommen und weiter ging es!
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Orangen bitte |
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Zeitreise |
Wir schlenderten durch die äußerst reizvolle kleine
Altstadt, genossen die herrlich wärmende Sonne und entschieden uns nach einem
Eis, noch einmal den Strand aufzusuchen.
Die Wahl fiel erneut auf den Strand Monte Clerigo und wir
genossen die letzten Stunden an der Felsalgarve im chilligen Flair dieses
beschaulichen Fleckchens Erde.
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Mückenstiche |
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Entspannung |
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aufs Brett! |
Hier lässt es sich länger aushalten und wir werden diesen
Anblick sicher nicht zum letzten Mal genossen haben.
Nach soviel Beschaulichkeit fuhren wir tiefenentspannt zum
Campingplatz.
..bis
...ja
...bis
....sich etwas in sanften welligen Bewegungen auf der Straße
von rechts nach links schlängelte! Am letzten Tag sollte ich also doch noch
einmal mit dem Anblick eines Reptilss beglückt werden. Wenn man mich fragt, war
das Tier ungefähr Faust-dick und ca. 5 Meter lang, die Augen waren deutlich
glühend zu erkennen und das Tier bäumte sich im Anblick unseres Autos auf die
Höhe der Motorhaube auf und drohte
zischend sich um den Hals der Fahrerin zu winden....Matze beschreibt die
Situation ggf. geringfügig anders. Wählt selbst, welche Version den tatsächlichen
Geschehnissen wohl am Nächsten kommt.
(Nebenbemerkung: tatsächlich war die Schlange aber durchaus
ein ordentlicher Vertreter seiner Zunft und beeindruckte durch Dicke, Länge und
grünlicher Färbung – da sie schnell von dannen schlich, ging von ihr keine
„echte“ Gefahr aus)
Der für den Abend geplante Abbau wurde durch den ersten
richtigen Regenguss unserer Reise unterbrochen. Bei diesem Platzregen fiel dann
nicht nur das Zusammenpacken flach, sondern auch die Elektrizität aus. So
verbrachten wir einen kuscheligen Abend bei Kerzenschein und unter Einsatz der
Heizung. So stelle ich mir Camping vor.
Morgen früh geht es auf nach Lissabon.
Boa noite!
Das Quartett
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