Sonntag, 21. Juni 2015

Küstenterrarium


Level 1: Welt 2: Portugal
Dienstag, 09.06. Aljezur

Nachdem wir noch einmal die Campingplatzwahl für den nächsten Spot überdacht hatten,  verließen wir spanischen Boden und fielen in Portugal ein. Noch kurz den allgemeinen Teil zu Portugal im Reiseführer gelesen:
Ach schau´einer an! Hier ticken die Uhren schon mal ganz anders. Uhr also eine Stunde zurück drehen. 
Und wie ist das mit der Maut auf den Straßen? „Hier stehen überall Schilder mit Mautgebühren...ob wir wohl was zahlen müssen? Matze: „Wenn die von mir Geld haben wollen, dann müssen sie schon ein Häuschen aufstellen und die Bahn sperren“
...ja klar. Gut, dass die Portugiesen jetzt Bescheid wissen!
Eine sehr entspannte, wenn auch längere Fahrt von insgesamt  6 Stunden (inkl. einer kurzen Pause mit Unterhaltungsprogramm vom zaubernden Kellern) brachte uns bis nach Aljezur.  Aljezur befindet sich an der westlichen Küste der Algarve, ist Teil der so genannten Felsalgarve und es wimmelt nur so von Steilküsen und Stränden.
Hach, das verspricht doch ein hübsches Fleckchen Erde zu sein. Nach diesen einleitenden Sätzen des Reiseführers wurde die Vorfreude allerdings erheblich durch folgende informativen Aussagen, zumindest bei der einzigen postpubertären der Belegschaft, getrübt:
Laut Reiseführer leben etwa 65 % der Reptilien und Amphibien Portugals an der Algarve.
Ach das verspricht ja total fürchterlich zu werden. Muss das denn sein?

Auf dem sehr schönen, waldigen und leeren Campinglatz „Parque de Campismo de Serrãto“ trafen wir „alte Bekannte“ aus Barcelona wieder.
Zu beginn der Reise hatten wir Tatjana, Oliver und Vincent (Nachwuchs von 12 Monaten) aus Bensheim getroffen und ein wenig small getalked. Sie hatten ähnliche Pläne wie wir und planten damals auch die iberische Runde zu machen.
Schien ja alle geklappt zu haben....
Sie reisten ebenfalls mit einer Menge Empfehlungen für die nächsten Wochen und so sollte es noch ein aussichtsreicher Tipp-Austausch folgen.


 Nach dem Abkoppeln unseres Einachsers fiel dann auf, dass das Werkzeug zum runterkurbeln der Stützen inklusive der so mühsam vergifteten Holzunterlagen vermutlich noch in Tarifa geblieben waren
Kurz darauf kam die SMS von Jörn: Tatsache! Wir hatten sie liegen gelassen.
An der Rezeption konnte man uns dann aber zum Glück mit Unterleg-Steinen (die frisch von Stephie eingegiftet wurden – wehe es kommt auch nur eine Ameise in unseren Wohnwagen, dann hau ich die aber um!).

Das Wetter mochte man für Algarve-Verhältnisse vielleicht als durchwachsen bezeichnen: sprich es ein wenig bedeckt. Die aufkommende Missstimmung ( da ist es -eines dieser Worte mit drei s) bei der Ältesten der XX-Chromosomalen wurde schnell durch den Partner unterbunden und so wurde noch eine Runde „Austoben“ im Pool gespielt, gegessen und alle fielen müde ins Bett.

Nebenbemerkung: bisher keine Amphibien oder Reptil gesichtet.
(Lediglich einige Mücken mussten erneut ihr Leben lassen)

Mittwoch, 10.06. Letzte Bratwurst vor Amerika

Die Erkundungstour der Umgebung stand auf dem Plan und so fuhren wir mit zwei selig schlafenden Kindern ans süd-westlichste Ende Europas. 

weit weit weg
Dem Capo de Sao Vincente. Zusammen mit einer internationalen Touristenschar hielten wir kurz inne.....Danke! Reicht erstmal!


Anschließend fuhren wir die von Rainer empfohlenen Strände und Buchten ab.







Die Bucht Bodeira bestach durch ihre Weite und die hunderte Meter lang rein rollenden Wellen. Danach stand die Bucht Monte Clerigo an. 


Diese Bucht ist bedeutend kleiner, aber dafür sehr beschaulich umgeben von einem kleinen Fischerdörfchen und erinnerte sehr an Cornwall. 
 Hier fühlten wir uns sehr wohl und genossen die kühlen Spätnachmittagsstunden am Strand und Matze mit Board im Meer. 

Monte Clerigo im Abendlicht

Den Abend gesellten sich die drei Bensheimer zu uns und wir verkosteten das neu erstandene Destillat aus der britischen Zone. Da beide gebenso wenig mundfaul waren, wie wir, quatschten wir uns bis halb drei fest. Cheers!
(Aktueller Status an der Tierfront: Bisher nur den streunenden Riesenhund auf dem Platz gesichtet!)

Donnerstag, 11.06.  Sklaventreiber und Eroberer
Am Morgen gesellte sich Vincent noch einmal zu uns. Zu dritt ging es dann per Dreirad über den Platz.
alles geht
 Danach stand Lagos auf dem Plan.
Wir durchschritten das kleine Städtchen und waren sehr angetan von der positiven Stimmung, den kleinen Gassen und belebten Marktplätzchen und den mit Azulejos getäfelten Hausfassaden. Azulejos sind im  Prinzip angemalte Fliesen, die in Portugal, mal mehr mal weniger, die Häuser einkleiden. 

grüne Fliesen


 Wir besuchten den ersten Sklavenmarkt Europas, den Antigo Mercado de Escravos. 

Zeitzeuge
Hier wurden die ersten schwarzafrikanischen Sklaven zur Schau gestellt und feil geboten. Leider stellten sich die Sklaven als äußerst robust und wiederstandsfähig heraus, wodurch der traurige Grundstein für den Sklavenhandel im „großen Stil“ gelegt war.
Wir schlenderten zur Stadtmauer, um  den dahinter liegenden Stadtstrand zu erkunden. Hier tat sich eine traumhafte und wahrlich beeindruckende Bucht auf, die von hohen und steilen Felswänden umrahmt war. Das in türkis und blau schimmernde Meer wurde nur durch Felsbögen unterbrochen, durch die kleine weiße Bötchen ruderten.

Lagos Beach

toter Mann

....wenn es nicht so schön gewesen wäre, hätte man es glatt für eine kitschige Fototapete halten können.

Matze und Franka nahmen dies zum Anlass Taucherbrillen und Schnorchel zu besorgen und nahmen sich fest vor, ab sofort die Weltmeere zu erschnorcheln!

Nach so viel Beschaulichkeit absolvierten wir dann noch das Kontrastprogramm: In der Umgebung von Lagos fuhren wir sämtliche Baumärkte oder Märkte die so ähnlich aussahen ab, um uns endlich mit neuen Unterlegplatten und einer Kurbel für die Stützen auszurüsten. Der erste „Baumarkt“ erwies sich als Lieferant für Baumaterial.
Der nächste Stopp am vermutlich unsinnigst eingerichteteten Baumarkt ever war ebenso erfolglos, sodass wir die Lösung des Problems auf der Fahrt nach Lissabon verschoben.

Freitag, 12.06. Amore Amoreira!
Nachdem wir uns allesamt in den letzten Tagen ein wenig ins Schlafdefizit manövriert hatten, hieß es heute – Sonnenbaden und Strand.
Wir bezogen unser Strandlager in der ortseigenen Bucht Amoreira und genossen einen herrlich warmen und sonnigen Tag. Die Bucht liegt sanft zwischen den Klippen und die Wellen liefen wunderbar rein. Aufgrund der beginnenden Ebbe hatte man einen tollen tiefen Strand mit Gezeitenbecken. 



Zusätzlich bildet sich hier eine einige hundert Meter ins Land ziehende Lagune. Franka matschte also wieder mal einige „Pfefferkuchen“ zusammen und sammelte Krebse und Schnecken für Ihr hauseigenes Aquarium. 

Orlina schlief derweil unter dem zum Sonnenschutz umfunktionierten Bodyboard den halben Tag lang vor sich hin.

Noch was essen und die Kiddies früh ins Bett gebracht – ein traumhaft schöner und entspannter Tag!

Samstag; 13.06. Oleeeh, ole, ole, oleeeeh....

Gegen Mittag (mittlerweile die frühst-mögliche Startzeit für alle geplanten Aktivitäten) starteten wir den Motor und fuhren die Algarveregion zurück Richtung Faro ab.
Wir hatten mehrfach gelesen, dass das Städtchen wirklich sehenswert sein sollte und wollten uns natürlich selbst einen Eindruck verschaffen.
In Faro angekommen klapperten uns auch schon die ersten Störche von allen möglichen freien Schornsteinen oder Hauswänden entgegen. Okay es scheint also zu stimmen was man über Faroin den gängigen Reiseführern angekündigt bekommt.

"Ich Castrop und du?" - "Duisburg."

 Mit „Wer sieht das nächste Storchennest“-Spiel liefen wir durch die hübsch gepflasterten Straßen und bestaunten die erneut mit unterschiedlich verzierten Azulejos getäfelten Hauswände. 


Wirklich pitoreskt und hübsch anzuschauen. 

Fliesen mit Balkon
Und wie wir so lauschig durch die Gassen schlenderten, trübte die Stimmung lediglich der Anblick von einigen Deutschen, die um eine Bekundung Ihrer Landeszugehörigkeit offensichtlich nicht drum herum kamen und sich mit Trikots und Kappen einen Eindruck von Faro machen mussten. Wenn der erste dieser Spezies Deutscher von uns noch mit Ignoranz gestraft wurde, ließ sich der Zweite und Dritte schon schwerer aus dem Live-Bild Faros retouschieren. Und spätestens als ein kleines Trüppchen laut lachender Bayer in Lederhosen und Trikot vor uns stand, dämmerte es uns....schnell das Handy gezückt und recherchiert! Heute spielte Deutschland gegen Gibraltar...und wo? Genau!
Das nenne ich Timing!
Die aufmerksame Lektüre des Artikels zum Spiel lieferte uns dann auch direkt die Erklärung, warum das Spiel in Faro stattfinden musste:
Gibraltar hat kein eigenes Stadion (meiner Meinung nach hätten die doch die Landebahn umfunktionieren können- aber nun gut) und da Spanien und Gibraltar wegen der langen Auseinandersetzungen um Gibraltar nicht so dicke sind, darf Gibraltar nicht auf ein Stadion in Spanien ausweichen! Aha! (Vermutung der Autorin: Und weil Spanien und Protugal sich so „mögen“, springt also Portugal kurzer Hand ein – wie nett!)
Nun gut! Gelesen, vernommen und weiter ging es!

Orangen bitte

Zeitreise
 Wir schlenderten durch die äußerst reizvolle kleine Altstadt, genossen die herrlich wärmende Sonne und entschieden uns nach einem Eis, noch einmal den Strand aufzusuchen.
Die Wahl fiel erneut auf den Strand Monte Clerigo und wir genossen die letzten Stunden an der Felsalgarve im chilligen Flair dieses beschaulichen Fleckchens Erde.  

Mückenstiche
 
Entspannung

aufs Brett!
Hier lässt es sich länger aushalten und wir werden diesen Anblick sicher nicht zum letzten Mal genossen haben.

Nach soviel Beschaulichkeit fuhren wir tiefenentspannt zum Campingplatz.
..bis
...ja
...bis
....sich etwas in sanften welligen Bewegungen auf der Straße von rechts nach links schlängelte! Am letzten Tag sollte ich also doch noch einmal mit dem Anblick eines Reptilss beglückt werden. Wenn man mich fragt, war das Tier ungefähr Faust-dick und ca. 5 Meter lang, die Augen waren deutlich glühend zu erkennen und das Tier bäumte sich im Anblick unseres Autos auf die Höhe der Motorhaube auf  und drohte zischend sich um den Hals der Fahrerin zu winden....Matze beschreibt die Situation ggf. geringfügig anders. Wählt selbst, welche Version den tatsächlichen Geschehnissen wohl am Nächsten kommt.
(Nebenbemerkung: tatsächlich war die Schlange aber durchaus ein ordentlicher Vertreter seiner Zunft und beeindruckte durch Dicke, Länge und grünlicher Färbung – da sie schnell von dannen schlich, ging von ihr keine „echte“ Gefahr aus)
Der für den Abend geplante Abbau wurde durch den ersten richtigen Regenguss unserer Reise unterbrochen. Bei diesem Platzregen fiel dann nicht nur das Zusammenpacken flach, sondern auch die Elektrizität aus. So verbrachten wir einen kuscheligen Abend bei Kerzenschein und unter Einsatz der Heizung. So stelle ich mir Camping vor.

Morgen früh geht es auf nach Lissabon.

Boa noite!

Das Quartett

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