Donnerstag, 4. Juni 2015

Costa Azahar und der Heinz


Level 4: Oliva, 28.05. – 02.06.15

Zum Thema Wetter.
Bisher wurde wenig von Temperaturen gesprochen. In Barcelona hatten wir diesbezüglich recht viel Glück und waren mit für Nordeuropäer angenehmen 25° verwöhnt worden. Dies änderte sich nun erwartungsgemäß, denn auf der Hinfahrt nach Oliva wurde das erste Mal 30° Außentemperatur angezeigt.
So entschieden wir am ersten Tag (erneut zunächst noch etwas planlos) einen Strandtag einzulegen. Gesagt, getan und abends ein wenig bereut...denn an diesem Tag schien nicht nur die Temperatur ihren Siedepunkt zu erreichen, auch Orlinas Laune schien umgekehrt proportional zur Temperatur zu fallen.
Dies schien multifaktoriell, zum einen durch die Temperaturen in Kombinationen mit dem Durchbruch dreier Zähne innerhalb einer Woche, den hinzukommenden Magenproblemen (Durchfall!), einer triefenden Nase und einem entzündeten Auge bedingt.  Nebenbemerkung - so sehr man es auch versucht, man kommt um das Thema Stuhlgang des Kindes nicht herum.
Kurzum: Das arme kleine Mäuschen war schwer gebeutelt.

" Ach was..."
 Ich probierte die Anhängervariante unseres mittlerweile heiß und innig geliebten Gefährts aus ( Holá und Gracias für die Leihgabe des Chariots an Ingo, Nadine und Maleah) und fuhr in die örtliche Einkaufsmeile. Wie es sich für einen ordentlichen Dauercamper-Touri-Ort gehört, fand sich als erstes ein Aldi.
Einkaufen, wie zuhause, Sprechen wie zuhause, Vorgarten wie zuhause...warum bleiben die dann nicht einfach zuhause?
Das Kind von oben bis unten in Einkäufen gebettet, wurde uns erneut klar, wieviel Platz doch in so einem Wohnwagen ist, wenn es denn nur sein muss.

über den Hügel

Am Abend bereuten wir dann ein wenig nicht doch in ein Sonnensegel investiert zu haben (Nebenbemerkung: Ich will ja nicht klugscheissen... und so weiter) denn die Abendsonne schien geschmeidig elegant direkt auf unser Abendmahl und verhagelte die Stimmung nunmehr bei beiden Kleinwüchsigen.
Mit Waschlappen bewaffnet kühlten wir die Kleinste dann langsam auf eine akzeptablere Körperkerntemperatur und erfreuten uns eines dann doch etwas ruhigeren Abends.


Fazit: Wir werden zukünftig versuchen am Vorabend einen Tagesplan zu erstellen, um in der Mittagshitze bestenfalls nicht am Strand zu sitzen und ein schönes Alternativprogramm in petto zu haben.
Tag 2 in Oliva: Xabia, Samstag 30.06.

Wie vorgesehen planten wir für den nächsten Tag den Besuch des historischen Örtchens Xabia, welches um eine festungsartige Pfarrkirche errichtet wurde. Die Häuser bestehen größtenteils aus einheimischen Tosca-Sandsteinen.
Hier genossen wir im Schatten der engen Gassen in einer typischen Tapasbar die ersten lokalen Leckerbissen. 


Für Interessierte hier kurz etwas zur Entstehung der heutigen Form der Tapas.
Früher legte man, um seinen Wein vor Fliegen zu schützen, einen kleinen Teller auf sein Glas. Irgendwann gingen die Wirte dazu über, Nüsse auf diese Teller zu legen und kurz darauf wurden „kleine Grüße aus der Küche“ auf Selbige gelegt – die Tapas waren geboren.
Das gebratene Gemüse, die patatas bravas und der hauseigene Salat mit frischem Thunfisch mundeten hervorragend und wurden durch eine knoblauchreiche Alioli abgerundet.


 In der Kneipe platzte unsere Erstgeborene vor Stolz, da sie sich todesmutig mit dem lokalanhängigen Yorkshire-Terrier (Schulterhöhe locker 12 cm) anfreundete und ihn allein (!) streichelte und von einem „großen dunklen Mann“ (Franka) ein Freundschaftsbändchen geschenkt bekam.
"Fischers Fritze fischt ..."
Mit Eis in der Hand ging es dann zurück nach Hause.
Der Tag wurde mit Frankas ersten erfolgreichen Bodyboardeinlagen am Strand abgerundet.
Das Pokalfinale sollte dann als Höhepunkt folgen. Aber leider haben wir uns wohl nach dem Tipp von Heinz („da sin a ville Deutsche, die han a gute Innernet“) falsch orientiert und fanden keine Bar die eine deutsche Pokalfinalübertragung für wichtiger hielt als das Spiel von Barcelona...Tsss
Nun dann gesellten wir uns in eine hübsch verzierte Pizzabäckerei und verfolgten den Weg zur Dortmunder Zweitplatzierung via Kurznachrichtendienst.

Tag 3 in Oliva: Valencia, Sonntag 31.06.

Nachdem wir den Sonntag! Vormittag für Wäsche waschen und bloggen nutzten, entschieden wir uns, gegen Mittag nach Valencia zu fahren.
Die Kinder waren nunmehr vollkommen im Campingleben angekommen und „funktionierten“ nach dem ersten Oliva-Tag hervorragend, was uns in unserer Städte-Tour-Planung gewisse Freiheiten ließ. Mit der Unterstützung des „Valencia mit Kindern“-Auszugs aus der Nido (Holá Claudia) bewaffnet, machten wir uns auf.


Wir parkten direkt vor dem Mercat Central und stöberten durch die kleinen Gässchen mit reichlich Tapasbars.
Catedral de Valancia
Aufgrund unserer kombinierten Unentschlossenheit gerieten wir nichts ahnend in die Zeit der Siesta, so dass das Mittagessen beinahe von einer ansässigen amerikanischen Franchise serviert worden wäre. Großzügigerweise erhielten wir dennoch kurz vor „Tore-Schluss“ einige Reste. 

Diese waren großartig und wir genossen die feine Selektion aus Tortillas (die von Franka mit Genuss verschlungen wurden), Manchego-Käse , wieder reichlich Alioli und Weißwein. 
Frisch gestärkt, folgten wir dem Vorschlag des Ratgebers für Erziehende zum Riu Turia. Der Riu Turia ist ein ausgetrocknetes Flussbett, welches sich quer durch die Stadt zieht und zum städtischen Park umstrukturiert wurde.

Flußbett 1


Flußbett 2

 Als Ziel wurde der Parque Gulliver auserchoren. 
Hierbei handelt es sich um eine Ansammlung verschiedener Rutschen und Klettersteige, welche von oben betrachtet einen riesigen liegenden Gulliver ergeben.
 Zunächst hieß es jedoch noch etwa 20 Minuten Fußmarsch durch den Riu Turia zurückzulegen. Von weitem vernahmen wir bereits sambaähnliche Trommelrhythmen und landeten direkt in einem rummelartigen Familienfest (unterstützt vom FC Valencia). 

Hier reihten sich verschiedene Disney-Karussells eng aneinander. Hinzu kamen eine Musicalbühne und Burgerstände. Aus Lautsprechern dröhnte Mickey-Mouse-Techno und alle Kinder erfreuten sich am bunten Treiben. Nichts und Niemand hätte unsere Große davon abhalten können, sich hier länger auszulassen. Und warum sollten wir? So fuhr Franka zunächst mit großem Enthusiasmus und Geschrei in einem fliegenden Donald.



Wir konnten sie danach nur knapp davon abhalten, sich in einen Klettergurt schnallen zu lassen und von einem Kran 20 Meter in die Höhe ziehen zu lassen


Zusätzlich erstand sie bei der ersten Mini-Achterbahntour ihres Lebens mit Helium gefüllte Luftballons. 


Wie erwartet führten das Verlassen der Achterbahn und der kurz darauf (auch wie erwartet) platzende Luftballon zu einem kurzen, aber deutlichen Stimmungseinbruch. Die Stimmung konnte dann aber zum Glück durch den mit Lungenkraft und Kohlendioxid gefüllten Ersatzballon des Vaters hinreichend stabilisiert werden.
Das Drama konnte mit dem Anblick der Gulliver-Rutschen dann endgültig vergessen gemacht werden.




Auf dem armen Reisenden tummelten sich bereits unzählige vergnügungshungrige Kinder der umstehenden valenzianischen Mütter.
Franka fasste zusehends Mut: „Ich kann das schon alleine“ kurz gefolgt von „Papa, kannst Du mir mal helfen“. Und so tobten sich zwei Kinder erst mal ordentlich aus.

 Der Rückweg zum Auto verlief durch Ruzafa, einen lebhaften Stadtteil voller Bars Literaturcafes und Studenten. Hier gab es fleischhaltige, ja , Tapas zum Abendessen.
Gut genährt und mit müder Kinderschar , erreichten wir das Auto und 1 Stunde später die Campingheimat.

Tag 4 in Oliva, Montag 01.06.:

Zu Beginn des Tages fiel auf, dass der Wasserhahn im Bad nicht mehr spieh.
Er schien nach nunmehr 20 Jahren seinen Geist am Mittelmeer begraben zu wollen.
Ich erfuhr vom Nebenplatz aus dem Saarland, dass ein gut ausgestatteter Camping- und Caravanshop nur unweit zu finden war. Vorteil - „ Die spreche auch gut deutsch...“
Ich war ehrlich sehr dankbar über diese Info. Leider zeterte Heinz im Anschluss sofort über die schlechte Intenetverbindung und drohte morgen bei Emilio das Geld für das unsägliche Angebot zurück zu verlangen. Mein Hinweis in der ortsnahen Pizzeria eine Cerveza mit einem hervorragendem Netzempfang zu verbinden wurde ignoriert.  Das Paar aus dem Saarland kombinierte auch sonst jegliche nachbarschaftliche Kommunikation mit, teils ungebetenen Informationen. Herrlich....

Also auf zum örtlichen „Camping- und Zubehörshop“. Wir schwangen uns aufs Rad und zuckelten in Richtung Denia los. Leider verpassten wir den, doch zu offensichtlichen, Caravanausstatter und es wurde eine heiße, aber interessante Radtour mit schlafenden Kindern im Anhänger. Wir erreichten nach dem Golfhotel im Süden einen neu errichteten Villenpark, der noch unbewohnt an die Truman-Show erinnerte.
Zurück im Campingdorf düsten Franka uns Stephie zum Strand und spielten Kalb und Kälbchen (Franka Kalb, Stephie Kälbchen) und ich nochmal los zum Caravanexperten.
Hier war unproblematisch einen Wasserhahn zu erstehen. Man sprach ja gut deutsch und - hatte den passenden auf Lager.

Der Einbau gelang unproblematisch und so bereiteten wir die Abreise für den Folgetag vor.
Nachdem alles verstaut und die Kinder im Bett waren genossen wir die restliche Zeit allein am Strand. 


Gute Nacht

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